
Zurück Richtung Tölz, so der Plan. Schließlich soll der unverzichtbare Autoschlüssel diese Woche noch eingesammelt werden, damit wir in Wunschrichtung (Osten!) davonzischen können. Am frühen Morgen noch schnell unseren italienischen Karpfenfischer abklatschen... ach nee, hat keine Hand frei, der Karpfen ist von der Aktion nicht sehr amused und verhält sich entsprechend. Also nur noch kurz winken und ab die Post. Oben auf derTauernstraße (nein, nicht die langweilige Autobahn, sondern die "landschaftlich schöne Strecke") dann der ersehnte Anruf: Schlüssel liegt zum Anlernen in Tölz bereit. Trotzdem kurz nach Obertauern noch ein schneller Stopp: ein Klettersteig wartet am Straßenrand, also Boote abladen und Klettersteig-Sets rauskramen ( effizientes Packen beherrschen wir inzwischen und Boots-Innenräume werden auf keinen Fall hohl gefahren, sondern stets gut gefüllt). Danach stellt sich die rechte Lust zur doch noch recht langen Weiterfahrt nach Tölz nicht mehr ein, dafür eine neue Idee: wie wär´s mit einer Übernachtung auf dem guten alten Grubhof bei Lofer im Salzburger Land, bestens bekannt von so mancher Kanu-Club-Ausfahrt? Inklusive der weltbesten Kasnocken und den Edelduschen mit Blick in die herrliche Landschaft? Na klar doch!

Der Tölzer-Stopp fiel dann deutlich kürzer aus, als gedacht. Ruckzuck war der Schlüssel angelernt, weswegen wir auch nur einen kurzen Blick auf die sehr nette Altstadt warfen ( ein Käffchen hat´s dann aber doch noch gereicht). Das nächste Ziel sollte dann auch erstmal ein bekanntes sein, allerdings zu unbekannter Jahreszeit. Wie würde sich uns die türkusblaue Soca im September (statt im Juni) präsentieren? Wir entscheiden uns für die spannende Anfahrts-Variante: der nahezu unaussprechliche Vrsic-Pass mit bis zu 18% Steigung und Gefälle, den zum Teil erhaltenen, alten Kopfsteinpflaster-Straßen und grandiosem Ausblick. Kurz vor dem eigentlichen Pass mit 1611m Höhe kurzer Halt, um diesen bei Getränk und Nudelsuppe in einer Hütte ganz in Ruhe zu genießen und eine kleine Wanderung in die Umgebung zu unternehmen. Einziger Störfaktor: zahllose Motorräder der Marken Harley Davidson & Co veranstalten einen Höllenlärm, der nahezu bis in den letzten Bergwinkel dringt. Hintergrund: die European Bike Week am Faaker See mit bis zu 120 000 Gästen auf 70 000 Bikes. Einen größeren Teil davon scheint es zumindest zeitweise in die Julischen Alpen zu treiben - Hilfe! Doch spätestens, als wir am Abend auf der slowenischen Seite des Passes inmitten hoch aufragenden Berggipfel unser Lager in Trenta an einer lustig plätschernden Soca aufschlagen, die Spiegeleier mit Unmengen Zwiebeln in der Pfanne brutzeln und am Himmer der große Wagen in ungewohnter Intensität erscheint (kein Lichtsmog!), merken wir: wir sind auf unserer Reise angekommen!

Erster Blick nach dem Aufwachen aus dem Camper-Fenster: grau in grau, genau wie es der Wetterbericht vorrausgewusst hat. Aber noch trocken und zuim Gleich-wieder-weiterfahren haben wir noch keine Lust. Endlich mal den Triglav, den höchsten Berg der Julischen Alpen (2864m) zu besteigen, wäre ein Plan gewesen, doch dafür müsste man zwei Tage mit Übernachtung auf einer Hütte einplanen und dazu ist das Wetter leider zu unbeständig.... Wir entscheiden uns für die "kleine" Variante: einfach im Triglav-Nationalpark in Richtung Ziel starten und so weit (und hoch) wandern wie Wetter, Vernunft und Lust es zulassen. Los geht´s auf 645m erstmal durch Mischwald und idyllische Almen mit beschaulichen Häuschen in schön angelegten Bauerngärten. Sanfter Nieselregen begleitet uns und wir beglückwünschen uns zum Kauf unserer wasserfesten Trekkinghosen und -Schuhe. Höher und höher steigen wir und lassen bald die Baumgrenze hinter uns. Wenn wir uns umschauen, befinden wir uns in einem Rund aus schroffen, grauen Berggipfeln, doch der Triglav selbst versteckt sich in dicken, grauen Wolkenmassen. Irgendwann bekommen wir das Gefühl, die tief hängende Wolkendecke mit den Händen greifen zu können und auf 1664m beschließen wir dann: genug! Es wir immer nasser! Wir steigen ab! Und ungefähr genau in diesem Moment beschließt der Nieselregen, uns zu zeigen, dass er auch anders kann. Bis wir am Auto angekommen sind, haben die tollen Outdoor-Klamotten aufgegeben und wir sind nass bis auf die Haut! Aber soll das Wetter in Kobarid nicht besser sein? Dort angekommen (doch noch etwas Nieselregen) erstmal den ganzen nassen Kram im Auto aufgehängt und nun darf die Standheizung bullern, bis die Scheiben beschlagen, während wir (der Regen hat aufgehört :))!) in die tief türkisfarbene Soca schauen und den Tag bei bester slowenischer Hausmannskost im Camping-Restaurant (die beiden Frei-Schnäpse am Ende waren wohl doch zu viel...) ausklingen lassen.
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