DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  19. September 2019

Tara-Paddeln international!

Was machen fünf Engländer, ein Bayer und ein Bosniake in einem Gummiboot auf der montenegrinischen Tara? Antwort: eine Rafting-Tour im Regen. Und was machen zwei deutsche Kajaker dabei? Antwort unseres bosniakischen Raft-Guides: “We have two Safety Kayaks!“ Und freut sich still in sich hinein, denn der großmäulige und sehr redefreudige Bayer („…at Sambesi Rafting we had a Safety Kayak!“) ist für den Moment verstummt. Doch wie hat es die deutschen Kajaker so plötzlich nach Montenegro verschlagen? Eigentlich war ein Aufenthalt in der Nähe des höchsten Berges von Bosnien und Herzegowina, des Maglic, geplant, doch der Campingplatz vor Ort war so unfassbar hässlich (und das Wetter so schlecht), dass wir die wenigen Kilometer zur montenegrinischen Grenze auf uns nahmen, um an der viel besungenen Tara zu verweilen. Dieser petrolfarbene Fluss ist so etwas, wie das Nationalheiligtum der Montenegriner. In Albanien entsprungen fließt er unter anderem über 88 Kilometer durch die tiefste Schlucht Europas – bis zu 1300 Meter ragen ihre Wände in die Höhe – um dann an der bosnisch-montenegrinischen Grenze den Staat wieder zu verlassen. Und just über dieser Stelle liegt unser Campingplatz. 

Bavaria - UK - Croatia
Bavaria - UK - Croatia

Und hier treffen wir auch auf die Besatzung des Rafting-Bootes (die bereits erwähnten Briten und den Bayern: "I´m from Bavaria! IN Germany, but NOT Germany! Ba-varia!"). Der Guide namens Orbi oder Dorbi (trotz Wiederholung wird nie ganz klar, wie er nun eigentlich heißt) lebt in Bosnien und kommt zum Arbeiten über die Grenze. Auch er bestätigt, was wir in den letzten Wochen oft beobachtet und erfahren haben: die jungen Leute verlassen das Land um anderswo Arbeit und Zukunftsperspektiven zu finden. Zurück bleiben die Alten. Er selbst jedoch äußert sich zufrieden darüber, hier einen Job zu haben und in seinem schönen Land bleiben zu können. Und was für ein Land! Je länger wir hier verweilen, Kilometer um Kilometer zurücklegen, Land und Leute kennenlernen und eine grandiose und noch weitgehend intakte und wilde Natur erleben, umso mehr wird klar: wir sind auf dem besten Weg, uns in den Balkan zu verlieben! Wahrscheinlich sind wir es längst! 

Am nächsten Morgen geht´s los! Wetter: schlecht, es regnet und ist ziemlich frisch! Aber gibt´s für einen solchen Tag ein besseres Programm als Paddeln? Nö, denn nass wird man dabei sowieso! Unsere Strategie, uns einer Rafting-Tour anzuschließen, geht auch dieses mal auf! Denn auch hier: keine Ahnung, was dieser Fluss uns bringen wird. Leichter bis mittlerer Schwierigkeitsgrad wird in den Foren beschrieben – mir nutzt das jedoch nur mittel viel! Bin aufgeregt, auch wenn Orbi (nennen wir ihn einfach mal so) von niedrigem Spätsommer-Wasserstand erzählt. Die Anfahrt heute: völlig entspannt. Bis auf einen kleinen Zwischenstopp: am Eingang des Nationalparks entdeckt der Parkwächter unsere beiden, auf dem Raft festgezurrten Kajaks. Für diese verlangt er eine Extra-Gebühr. Wir recken den Daumen nach oben und Orbi diskutiert eine Weile hin und her. Dann dreht er sich zu uns um: Dreizehn Euro pro Person wollen sie haben, aber die Berechtigung gilt für ein ganzes Jahr. Na dann… Am Einstieg angekommen hat der Bayer seinen Helm vergessen, der stoische Brite wird von der lebhaften (in Hannover geborenen) Britin zu etwas Vorfreude animiert: “Exciting!!! WOOOOO!“, mit einer LaOla-Welle untermalt, die jedoch nur sie ausführt. Der Brite schaut weiter stoisch. Weitere Rafts anderer Agenturen entern die Tara. Im Sommer muss hier die Hölle los sein, gut, dass wir jetzt hier sind! Auf den Köpfen der Guides das gleiche Szenario wie an der Una: Käppis, Kapuzen, aber kein Helm. Doch: unser Orbi trägt einen. Wahrscheinlich aber auch nur durch die darauf sitzende Helmkamera legitimiert! Am Abend zuvor hatte er uns noch etwas misstrauisch nach unseren Wildwasser- Erfahrungen befragt (vermutlich wird ihm nicht immer die reine Wahrheit eingeschenkt) und wir werden instruiert, erst einmal hinter seinem Raft herzufahren. Orbi arbeitet mit Handzeichen und zeigt uns fahrbare Linien und Gefahrenstellen an. Zusätzlich greift er zur Michi-Fees-Strategie (wer ihn kennt, weiß, was gemeint ist): an ruhigen Stellen winkt er uns nach vorne, wird´s etwas wilder geht seine Hand zur Helmkamera: Film ab! Bei Michi immer das Signal: jetzt wird´s haarig! Für mich das Signal: Herzklopfen, Panik, Hilfe!!! Nicht nötig, schnell wird klar: dieser Abschnitt der Tara ist auch für mich reines Genuss-Wildwasser! Schöne, übersichtliche und gut fahrbare Schwälle, Stufen und Katarakte, zwischendurch immer wieder tiefe Pools mit grandios klarem Wasser, selbst an diesem trüben Tag grün leuchtend! 

Nicht nur ich bin entspannt, auch Orbi scheint es so zu gehen. Er hat gesehen, dass wir der Herausforderung gewachsen und nicht auf seine Rettungs-Fähigkeiten angewiesen sind! Er lächelt und reckt den Daumen nach oben. Der Bayer erzählt vom Sambesi und ruft nach Bier, die Britin fotografiert, sobald es die Wellen zulassen, der Brite (Steven) schaut stoisch. Die beiden jungen Engländerinnen, die erst am Einstieg zu uns stießen (und unserem Bayern einen Helm mitbrachten) freuen sich über unsere über die Wellen tanzenden Kajaks. 

Irgendwann passieren wir eine Holzrampe für Kajaks (anscheinend soll am Wochenende hier ein Rennen stattfinden) und Jürgen wird zum Sprung aufgefordert. Damit kann er dienen und die Freude ist auf allen Seiten groß: Applaus brandet durch die Schlucht! Orbi ist nicht nur Guide, sondern hat auch einiges über seinen Fluss zu erzählen, zeigt uns Überreste eines Damms, der früher bei der Flößerei benutzt wurde und führt uns zu einem Wasserfall, an dem fleißig fotografiert wird: die Britin entdeckt, dass ihr Handy nur noch zwei % Akku-Kapazität aufweist, der Brite schaut bei der Bildersession unterm Wasserfall mal kurz begeistert, der Bayer mault über den kurzen Aufstieg zum Fall und schreit nach Bier. 

Kurz darauf bekommt er es. An einer Raststation am Fluss liegen Bier- und Softdrink-Dosen in kleinen Pools. Wir dürfen uns bedienen und der Bayer verstummt für kurze Zeit. Am Ende der Tour kann ich mir einen neuen Kiesel für meine Sammlung mitnehmen. Schön war´s! Und fast genauso schön: heiße Dusche und heiße Suppe nach traditioneller montenegrinischer Art im kleinen Restaurant am Platz. Die Briten haben sich vorgenommen, die Spirituosenkarte einmal von oben nach unten durchzuprobieren. Was schmeckt am besten? Ein Birnenschnaps, meint sie. Also nochmal einen für jeden von uns! Bin froh, dass sie den Vorkoster spielt, mir reicht einer davon! Die drei Briten reisen übrigens eine Woche lang auf recht interessante Art und Weise: ein Kroate organisierte für sie eine individuell gestaltete Tour nach ihren Wünschen (Seekajak in Kroatien, Rafting auf der Tara, wandern, Sightseeing) und fährt sie dabei auch höchstpersönlich von einem Punkt zum anderen. Die Seekajak-Touren begleitet er auch selbst. Später am Abend wird dem Briten die Frage gestellt, ob es sich hierbei um einen teuren Spaß handelt. Seine stoische Antwort: “Yes!“ Unser Bayer ist nach viel erzählen, einigen Bieren und Schnäpsen auf seinem Stuhl eingenickt (der Brite kichert haltlos in sich hinein) , als ein Montenegriner spätabends aus der Hauptstadt Podgorica zur Tür hereinkommt und sich zu uns setzt. Ob er auch eine Rafting-Tour gebucht hat? Nein, eigentlich wäre er auf dem Weg nach Sarajewo, aber unten an der Grenze gibt´s Probleme mit dem Internet und solange die nicht behoben sind, geht´s für ihn hier nicht weiter. Wir drücken ihm mal die Daumen, während er sich einen Schlafplatz im Camp mietet und mit der wirklich fantastischen Hausmannskost tröstet…(...sooo schlimm war der Bayer übrigens nicht!)

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