Laila: Am Morgen dann akustische Idylle der anderen Art. Einzelne Pistolen- und Gewehrschüsse – Pause – langanhaltende Maschinengewehrsalven – Stille! Wir fahren aus dem Schlaf! KRIEG? Ein Blick aus dem Camper: auf dem Sträßchen hinterm Gartenzaun eine Kolonne Militärfahrzeuge, am Himmel donnern zwei Helikopter über uns hinweg. Ein Blick in die Runde zeigt allerdings: das Leben geht normal weiter! Kühe grasen, die Nachbarn spalten Holz und die Hausbesitzerin eilt mit Frühstückseiern und frischem Käse über den Rasen auf uns zu: Frühstück! Ein Manöver! Zum Glück kehrt dann trotzdem erstmal Ruhe ein, das Spektakel verschwindet irgendwo in den Bergen und wir hören wieder: Kühe, Grillen und … nein, den Uhu nicht! Jürgen: Laila ist für 2 Minuten unterwegs und zwischenzeitlich werden mir die Tiere im Stall vorgestellt. Eine Milchkuh (sie grüßt mit beeindruckend tiefem Bass), 3 Ziegen, eine neugeborene und noch blinde Katze und 2 Schweine. Die Bäuerin warnt mich vor der Schweinegülle, die in einer Pfütze vor dem Stall steht. Später gehe ich mit Laila in den Stall und übernehme die Vorstellung der Tiere. Vor den Schweinen sage ich noch „Pass auf, da ist….“ Und werde von Laila mit „Ja, ja – bin ja nicht blind…“ unterbrochen und schon stand sie drin 😉. Laila: So, dann darf ich jetzt aber die optische Situation mal beschreiben: auf der Schweinegülle-Pfütze lag eine geschlossene, absolut ruhige, graue Schmutzschicht! Sah aus, wie ein großer, flacher Stein, den man als Tritt dahin gelegt haben könnte! Leider sank der Schuh bis fast zum Knöchel ein. Optimistisch mit der Gießkanne abspülen nutzte nur wenig, fühlte mich den ganzen Tag von dem Geruch verfolgt! Jürgen: Nachdem wir beide herzlich darüber gelacht hatten … Laila: Ich nicht! Jürgen: …sind wir dann in den Nationalpark gefahren und haben am Eingang erst mal unseren Vermieter Janko, er ist Park-Ranger, begrüßt. Laila: Auch die Touristen-Busse waren wieder da. Allerdings zog sich das Getümmel nur bis etwa hundert Meter den Waldweg entlang, dann war Schluss: hier stand das Toilettenhäuschen. Ansonsten standen die Busreiser um den See herum oder saßen dort im Cafe. Das heißt, wir hatten den montenegrinischen Urwald mit seinen wirklich beeindruckend hohen und uralten Bäumen für uns alleine!
Stimmt nicht ganz: auf halber Höhe saßen zwei Amerikaner aus Chicago im Gras. Interessant an dieser Begegnung war: sie arbeitet für eine große, in 70 Ländern aktive Umweltorganisation und auch sie beklagte den starken Anstieg der Dammprojekte im Balkan. „Wir wollen den Leuten davon abraten, die Fehler, die zum Beispiel in den USA seit Jahrzehnten begangen wurden, hier zu wiederholen“, so ihre Aussage. In den USA werden zur Zeit über 1.000 Dämme aufwändig zurückgebaut. Die beiden geben uns noch den Tipp, anstatt des ausgeschriebenen Wanderweges den Trampelpfad quer durch die steile Wiese zu benutze und so landen wir auf einer traumhaften Hochebene – die Blueberry Hills (so nannten wir sie, denn es gab Blaubeersträucher, soweit das Auge reichte). Der Pfad endete allerdings am höchsten Punkt irgendwo im Nirgendwo! Der Abstieg zurück zum Weg (irgendwo in der Tiefe grade noch so zu erahnen) extrem steil, genau wie ich es liebe! Ich fluche! Zuerst nur innerlich, dann vermutlich auch laut… Jürgen: Laila scheint wenig Spaß zu haben… Laila: Keinen! Jürgen: OK, es war steil – sehr steil – richtig steil! Ich habe sie dann an der Hand genommen und gemeinsam ging es dann ca. 250m nach unten. Als sich ein Stein löste brummelte sie dann: Guck, genau so werden wir dann auch nach unten rollen!!! Sind wir aber nicht! Alles ging gut. Laila: Mein Held (schmacht)! Jürgen: Wie auch immer – wir sind jetzt in einer netten Wirtschaft bei orientalischem Rock und Folk und prosten uns zu! Laila: Aus Richtung des rechten Trekking-Schuhs ist noch immer ein leichter Geruch nach Schweinegülle wahrzunehmen…
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