DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  27. September 2019

Wo die wilden Bären wohnen!

Abschied und ein letztes Mal wild duschen auf unserem „Kamp“ – heute wird zum Frühstück frische Milch von der Kuh im Stall gebracht. Oder war´s doch von der Ziege? Ich frag lieber, bevor sie in den Kaffee kommt: “Muh?“ Daumen hoch: “Muh!“ Zum Abschied gibt´s ein großes Paket Käse, ebenfalls von „Muh“. Wir verlassen also Montenegro. Was für Eindrücke bleiben? Einer der schönsten Landstriche, die ich je gesehen habe: wild, ursprünglich, unvergleichliche Berge, Täler und Flüsse und freundliche Menschen, für die das Interesse an ihrem Land samt Tourismus relativ neu ist und darum (noch) mit sehr viel natürlichem Charme mit der Sache umgehen. Doch das Land ist zu schön, um nicht entdeckt zu werden! Wie bereits erlebt: es geht schon los! Und irgendwann in zehn Jahren oder so stehen wir wahrscheinlich auf der Panorama-Straße im Durmitor-Gebirge, schauen auf „unseren“ Campingplatz hinunter (der als einzige Elemente ein Plumpsklo und eine Feuerstelle sein Eigen nannte) und werden vielleicht ein voll ausgebautes Urlaubs-Areal erblicken. Und ich glaube, wir werden ein bisschen traurig sein… Nun wird also die Grenze zum Kosovo überquert. Doch zuvor müssen wir dort eine Extra-Versicherung für den Camper abschließen. Beunruhigt uns nicht, haben wir bereits gewusst und 15€ sind überschaubar. Doch der Bursche hinterm Schalter wirkt einigermaßen irritiert: schaut in den Fahrzeugschein, auf den Camper, kratzt sich am Kopf. Der Grund: anscheinend ist der Camper ein Truck! Und der kostet satte 77€! Jürgen versucht es mit der Alternative: „Minibus?“ (…für 40€). Der Versicherungsmensch spricht: „Two places? No!“ Die Diskussion führt nirgendwo hin, also reisen wir nun eben mit einem Truck in den Kosovo ein. Problemlos durchquert unser Truck die sehr quirlig und orientalisch wirkende Stadt Peja (Gartenbedarf und Baumarktmaterial an jeder Ecke), das werden wir uns demnächst noch einmal in Ruhe anschauen! Vorerst jedoch schlängeln wir uns bergaufwärts auf sagenhaft engem Sträßchen in die Rugova-Schlucht hinein, die Felswände kommen immer näher, besorgt spähe ich nach oben: passt es noch mit den Booten? Gerade so, auch wenn es mit Gegenverkehr ganz schön knapp wird! Schattig, feucht und kalt wirkt die Schlucht, kaum ein Sonnenstrahl scheint jemals bis auf den Grund zu dringen. Auch für den Kosovo ist der Tourismus noch ein recht neues Feld, erst zwanzig Jahre liegt der Kosovo-Krieg zurück.

Bärenspur im Schlamm?
Bärenspur im Schlamm?

Entsprechend wenig touristische Infrastruktur ist bisher gegeben, Zum Beispiel gibt es im ganzen Land bisher keinen einzigen Campingplatz. Wild campen ist in der Schlucht ebenfalls nicht möglich: zu eng mit wenigen Parkbuchten direkt an der engen Straße: ein No-Go! Also stellen wir unseren Truck schweren Herzens auf dem Parkplatz eines Hotels ab uns buchen ein Zimmer. Das Hotel ist übrigens einer der Startpunkte zum spektakulären “Peaks of the Balkans“-Rundwanderweg. Diese Tour ist einer der ersten Versuche, auch die unbekannteren Balkanländer touristisch zu erschließen: Kosovo, Montenegro und Albanien können mit dieser 192 Kilometer langen Bergroute erwandert und miteinander verbunden werden. Tolle Sache! Doch die Saison ist offensichtlich so gut wie zu Ende: vor dem Hotel steht ein rostiges Kinderkarussell (für 50 Cent dreht es sich im Kreis), im großen Gastraum die Wirtin und ihr Mann (?). Dazu ein älterer Herr in Weste und mit Baskenmütze. „Boss“, wird er uns vorgestellt. „Boss“ hat zwei Söhne, die in Hannover leben und ist sehr angetan: „Deutschland gut!“ und klopft mir auf die Schulter. Wir bleiben also. Die Wirtin geht mit uns nach nebenan ins Hotel. Irgendwann war´s mal prächtig: Marmortreppe, ein riesiger Speisesaal mit Kamin, eine ellenlange Bar, insgesamt ein nahezu unüberschaubarer Kasten. Inzwischen ist alles alt, die Wasserhähne husten, die Türen klemmen, Klebeband ersetzt an so mancher Stelle die echte Reparatur. Und: niemand da! Am Abend fahren die Wirtsleute ab und wir bleiben alleine im Hotel mitten in der düsteren Schlucht. Es hat was von Stephen Kings Horror-Klassiker „Shining“ und wir schließen die Zimmertür sehr ordentlich zu! Doch – oh Wunder – keine besonderen Vorkommnisse in der Nacht und zum Lohn für unseren Mut bekommen wir von der Wirtin zwei hervorragende Omeletts serviert! Das macht uns noch mutiger und wir beschließen, einen (kleinen) Teil der „Peaks of Balkan“- Tour zu wandern.

Alte Patronenhülsen der Silberbüchse oder des Henrystutzen?
Alte Patronenhülsen der Silberbüchse oder des Henrystutzen?

Zitat Reiseführer: „Die Berge in Kosovos Westen sind NICHT das deutsche Mittelgebirge! Die Touren verlaufen zum Teil durch einige der wildesten Gegenden Europas…“ und eine nur mäßig gut übersetzte Internet-Seite frohlockt: „… man kann in diesen Gegenden wild lebende Bären oder Wölfe sehen. Sollte Ihnen so etwas passieren, erschrecken Sie nicht: es ist das Zeichen für eine intakte Natur!“ Wir schauen uns diese intakte Natur gerne an und stiefeln los. Oder kraxeln. Es geht SEHR steil nach oben, zuerst durch Mischwald, dann wird´s felsiger. Und irgendwann (Stunden später) stehen wir auf einer Hochebene aus gelben Präriegras, wie sie Karl Mais Winnetou-Büchern entsprungen sein könnte, ringsum von Gipfeln eingerahmt! In dieser wilden Landschaft kann man die Bären förmlich herumtrotten sehen, allerdings nur in unserer Fantasie, denn in der Realität sind sie nicht geneigt, sich zu zeigen. Und natürlich sind wir darüber ganz froh. Irgendwann kommen uns drei deutsche Jungs entgegen, die sich zwar nicht auf Bärenjagd, aber auf der „Balkan-Route“ befinden. Fünf Tage sind sie schon unterwegs und berichten, dass sie ihr Zelt bisher nur einmal auspacken mussten. Die Bergdorf-Bewohner haben die Chance schnell erkannt, die die neuen Touristen mitbringen. Man werde (in Dorfnähe angekommen) schon angesprochen und zum Essen und Übernachten eingeladen, gegen (noch) recht moderaten Obulus. Wir stapfen wieder zu Tal und verspeisen ein riesiges Menü gegen ebenfalls geringen Obulus – die Preise im Kosovo sind unfassbar niedrig - gerade mal 26€ kostet uns der ganze Spaß mit allem drum und dran! Die Wirtsleute fahren ab, wir bleiben wieder allein – und schauen uns nun „Shining“ auf Jürgens Laptop an!

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