DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  28. September 2019

Bautiger und Straßenhändler

Auch die heutige Nacht verlief ohne Störungen (keine Axtmörder in Sicht). Trotzdem verlassen wir die Rugova-Schlucht, werfen noch einmal Blicke in einen in tiefster Tiefe zwischen Felsblöcken tosenden Fluss, folgen seinem Lauf und legen bei einem Klettersteig einen Stopp ein. „Von italienischen Profis angelegt“ wird geworben. Der Steig ist nicht besonders schwierig, wir bewegen uns an einer nahezu senkrechten, tatsächlich sehr gut mit Steigeisen bestückten Wand entlang und grüßen im Vorbeiklettern noch einige Eidechsen und eine Gottesanbeterin. Am Ende kann als kleines Highlight noch eine Höhle durchklettert werden. 

Hübsch – und nun geht´s weiter nach Peja, nur wenige Kilometer von der Schlucht entfernt und die größte Stadt im Westen des Kosovo. Als erstes fällt die abenteuerliche Stromversorgung auf: teilweise schief stehende Masten, unüberschaubare Kabel-Knäuel, teilweise laufen Leitungen direkt vom Masten auf Balkone, ein Spinnennetz über Straßen und Gässchen. Verkauft wird überall irgendwie das Gleiche, unerheblich, ob in den Einkaufsstraßen oder auf dem Basar: nachgemachte Markenkleidung und -schuhe, billiges Plastikspielzeug, Folkloreramsch, dazwischen pompöse Brautkleidungs-Geschäfte und Schmuck, Schmuck, Schmuck. Außerdem immer wieder kleinste Lädchen, vollgestopft mit gebrauchten (vielleicht auch ausleihbaren) Motorsägen und Rasenmähern und „Autoservis“ an allen Ecken und Enden. Vor einem steht ein Porsche und auch sonst sind die fahrbaren Untersätze oft nicht von schlechten Eltern! Und auf der anderen Seite sehen wir (vor allem alte) Menschen, die versuchen, irgendwie Geld zu verdienen: in Mülltüten und Kartons tragen sie Zigarettenschachteln durch die Stadt und bieten sie Cafe-Besuchern an. Immer wieder am Straßenrand betagte Männer, die auf kleinen Grills Maiskolben rösten und anbieten. Was noch auffällt: Frauen und Männer gehen in jeweils spezielle Friseurgeschäfte. Im „Barber“ (der Herrenversion) steppt an diesem Samstagnachmittag allenthalben der Bär: da wird getrimmt, ausrasiert und geschnippelt, was das Zeug hält und der eine schaut beim anderen zu, ob´s auch gefällt! Überhaupt kommen die Kosovaren sehr schick und gestylt daher – was (zumindest für uns) in einem sehr krassen Gegensatz zur Müllmenge steht, die in einem sehr breiten Gürtel rings um alle Städte in der Landschaft liegt! Ziemlich schade, denn landschaftstechnisch hat der Kosovo viel zu bieten und egal, an welchem Punkt man sich befindet: überall hat man die charakteristischen Gebirgs- und Hügelformationen im Blick. Hier in Peja schieben sich die Felsmassen bis an die Innenstadt heran. Bevor es weiter geht gibt´s noch Pizza, Kaffee und Bier. Hier in der Metropole doppelt so teuer wie in der Schlucht! Zwei Euro statt nur einem! Kurz hinter Peja passieren wir Kosovos größte Brauerei, gleichnamig mit dem Ort und (laut Jürgen) stellen sie vernünftiges Bier her! Auf unserem 86 Kilometer langen Weg von Peja nach Prizren fällt noch mehr auf: der Kosovo befindet sich im Baufieber! Es gibt (ohne jede Übertreibung) auf der ganzen Fahrt kaum eine Lücke zwischen all den Baustoff-Großhandeln (alles von Marmorplatten, Bauschlosserkunst, Ziegel, Betonsteine und und und), Kiesgruben, Betonwerke und Ziegelbrennereien. Auf den Straßen LKWs und jede Menge Baustellen! Es wundert nicht wirklich, dass im Jahre 2013 ein halbes Staatshaushaltsbudget für eine überflüssige Autobahn nach Albanien ausgegeben wurde. Was wir auch noch sehen: ein riesengroßes Gefälle (ebenfalls im Bausektor sichtbar) zwischen arm und reich: nicht verputzte Betonstein-Hüttchen versus Prunkbauten mit verschnörkelten Hoftoren, Gartenlandschaften, Pools und vor allem: Säulen! Am eindrucksvollsten: eine Spedition! Von hinten: sehr weitläufige Blech-Lagerhallen. Vorne über nahezu 300 Meter eine Scheinfassade aus weißen Säulengängen und Prunktreppen! Sieht aus, wie das weiße Haus in Washington nur deutlich größer! Wir staunen und sind sprachlos! Und dann wieder kleine Örtchen mit engen Straßen, vollgestopft mit Fahrzeugen, kaum kommt man aneinander vorbei, die Ladenbesitzer stellen ihre Waren großzügig bis an den Straßenrand aus, Menschen drängeln dazwischen durch, Kinder,Omi und Hund im Schlepptau. Ganz cool laviert sich ein Elektrorollerfahrer (natürlich ohne Helm) durch das Chaos, Handy am Ohr! Und kurz darauf kommt die Bäuerin am Straßenrand entlang und treibt fünf Kühe vor sich her. Brav trotten sie im Rinnstein, bis zu dem Moment wo ganz offensichtlich die Kreuzung Richtung Heimat auftaucht. Warten und blinken ist nicht, die Leitkuh zieht nach links, quer über die Fahrbahn, der Rest hinterher. Die Bäuerin hebt entschuldigend die Arme in unsere Richtung… verständnisvolles Lachen auf beiden Seiten!

Wir freuen uns trotzdem, irgendwann den Trubel hinter uns zu lassen und uns mit unserem Truck in die Berge hinaufzuschrauben. Augen auf und aufgepasst: wo könnte der Platz für die Nacht sein? Wir entdecken einen schmalen Schotterweg, der von der Bergstraße zu einem Holzplatz führt. Am Wegesrand genügend Platz für den Camper. Hier bleiben wir, essen Nudeln, lauschen den Grillen und suchen den großen Wagen und das Himmels-W (denn andere Sternbilder kennen wir nicht)…

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