DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  30. September 2019

Highway to Heaven

Another day on the road: nach erfrischender Dusche tingeln wir Richtung mazedonischer Grenze, unserem einzig möglichen Ausgang in Wunschrichtung. Denn da Serbien Kosovo noch immer nicht als eigenständiges Land anerkennt, kann nach Serbien nur ausreisen, wer auch von Serbien reingekommen ist. Sind wir bekanntermaßen nicht, darum also Mazedonien. Eigentlich Nord-Mazedonien, denn seit Februar diesen Jahres ist das der offizelle Name. Seit seiner Unabhängigkeitserklärung 1991 musste das Land die Bezeichnung F.Y.R.O.M. oder The former Yugoslav Republic of Makedonia (Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien) verwenden, da Griechenland befürchtete, Mazedonien könne Gebietsansprüche auf die griechische Provinz Makedonien geltend machen. So weit, so gut, auf dem Weg Richtung Grenze können wir von der gut ausgebauten Bundesstraße aus noch einen Blick auf das Wahnsinnsprojekt „Kosovo-Autobahn“ werfen (prächtig sieht sie ja aus!), dann kommt erstmal alles ins Stocken. Vier Spuren gibt´s am Übertritt nach Mazedonien: zwei für Kosovo/Mazedonien, eine für den Rest und eine für Fußgänger, die jedoch ebenfalls von Fahrzeugen benutzt wird. Hinterm Schlagbaum vereinigen sie sich alle wieder fröhlich zu einer Spur: zwei freundliche Beamte kontrollieren die Kofferräume. Wir warten also erstmal. Im Kombi neben uns fährt die Scheibe herunter: “Gute Reise!“ ruft ein gemütlicher Kosovare vergnügt und seine Mitfahrer winken uns zu. Wir winken zurück und die Schlange bewegt sich ein Stückchen weiter. 

50% kosovarisches Jahresbudget 2013 für diese Autobahn, die keiner braucht!
50% kosovarisches Jahresbudget 2013 für diese Autobahn, die keiner braucht!

Die meisten Einwohner der Balkanstaaten können ein bisschen oder sogar ganz gut deutsch, haben wir festgestellt. Auch der Zollbeamte am Schalter. Ein Scherzkeks ist er noch dazu. Er liest Jürgens Name im Reisepass. „Jürgen Groß, give me your green card“, witzelt er und amüsiert sich köstlich. Unseren Kofferraum wollen die Zollbeamten auch nicht inspizieren, Glück gehabt, das wäre eine längere Aktion geworden, da das komplette Wageninnere als Kofferraum fungiert! Wir können also gleich auf die Autobahn weiterfahren. Hier sind wir übrigens kein Truck mehr: wir bezahlen die normale Mautgebühr für PKW: fünfzig Cent bis einen Euro oder 30 bis 60 mazedonische Denar.  

Dafür sind wir nun aber auch auf dem „Highway to heaven“ unterwegs oder, wie er richtig heißt: „Motorway Mother Theresa“, denn diese ist in Skopje geboren (auch wenn die Kosovaren geltend machen, zu ihrer Geburt wäre diese Stadt noch Teil des osmanischen Reiches gewesen und ebenfalls Ansprüche erhaben). Der Standstreifen dieses Motorways dient ganz offenbar zusätzlich als Verkaufsfläche: Etliche Traubenhändler haben sich mit ihren Waren dort niedergelassen, wird´s ihnen in der Sonne zu heiß ziehen sie sich gerne mal unter die Bäume auf dem Mittelstreifen zurück. Hier ist übrigens 120 erlaubt und wir kaufen lieber mal nichts. Die mazedonische Bevölkerung besteht zu knapp 70% aus Christen und etwa 25% aus Albanern, die Muslime sind. Bei unserer Tour durch´s Land sehen wir, dass die Dörfer sehr klar von der einen oder anderen Gruppe bevölkert sind. Woran? Kirche oder Moschee! Manchmal gibt´s beides in einem Ort, meistens nicht. Auch der Wechsel zwischen sehr gepflegten (sieht fast aus, wie im Allgäu) und extrem heruntergekommenen und vermüllten Siedlungen ist ziemlich krass. Wir durchqueren eine der weniger schönen Vorstädte mit hässlichen Ghetto-Bauten. Plötzlich ein ziemlich übler Gestank: werden hier Autoreifen verbrannt? Dem schwarzen Qualm nach zu schließen durchaus möglich. Trotzdem steht auf dieser Brandstelle ein überdimensionaler Kochtopf in dem eine Frau kräftig herumrührt… Und dann taucht der Ohrid-See auf! Eine nahezu endlose glatte blaue Wasserfläche, von den Einwohnern das „mazedonische Meer“ genannt (aber unser „schwäbisches  Meer“ ist natürlich größer!). Breite Schilfgürtel, Froschquaken, unzählige Teichhühner und Kormorane auf der Jagd, Eisvögel zischen durch die Szene. Der Muezzin ist in Dolby Surround zu hören denn rundum gibt´s gleich mehrere Moscheen. Was für ein traumhafter Platz! Der Campingwart (ein Albaner) begrüßt uns sehr herzlich: „Nicht registrieren! Kaffee und Schnaps nach anstrengender Fahrt!“ und serviert gleich beides. Und beides ist vom Feinsten! Neben uns ein deutsches Paar mit Ludwigsburger Kennzeichen, allerdings mittlerweile in Stuttgart wohnend und mit ihrem Jeep auch gerne („seit den 70er Jahren!“) offroad unterwegs. 

Uns gefällt´s hier so gut, dass wir den nächsten Tag nutzen, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen und vor allem unsere weitere Reise unter Berücksichtigung der verbliebenen Zeit weiter planen. Auch heute wird wieder Gratis-Kaffee serviert. Und unser Wirt hat über die Deutschen etwas Wichtiges gelernt: wenn was getrunken wird, wird „Prost“ gesagt. Also dann: „Prost!“

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