
Zwei Tage auf der Straße. Etappen: Donnerstag Safranbolu – Bafra (geplant)/ Samsun (ungeplant, aber wahr), Freitag Samsun – Kap Yason.
Was wir alles gesehen haben: eine sich ständig verändernde Landschaft, Meerblick auf unglaublich blaue See. Fischerboote. Karstige Felsen. Rote Erde. Bewaldete Hügel. Haselnussplantagen und noch mehr Haselnussplantagen (hier kommen die Nüsse für die Nuss-Schokolade her!). Großstädte direkt am Meer. Häusermeere hügelauf und hügelab. Hochhäuser bis zum Horizont. Sandstrände. Eine Krabbe in der seichten Brandung, die einen Kieselstein mit sich herumtrug, um nicht der Strömung ausgeliefert zu sein. Sinop, die Stadt auf dem Wasser, nur mit einer schmalen Landzunge mit dem Festland verbunden. Inceburun, Anatoliens nördlichsten Punkt mit seinem Leuchtturm und den schwarzen Felsquadern. Ein Asphaltwerk in Tasköprü, das mit seinem Qualm ein ganzes riesiges Tal einnebelte und endlose Kolonnen Lastwagen und Traktoren davor. Schieferfelsen. Obstbuden und Knoblauchbuden. Immer wieder Kuh- und Schafherden, oft mit betagtem Hirten dabei. Kühe, die in der Großstadt zwischen den Hochhäusern weiden. Kühe auf einer Sandbank im Fluss (was wollen die da?). Hunde, Hunde und wieder Hunde am Straßenrand und neben unserem Campingtisch. Einen sehr schmutzigen und einen sehr traumhaften Campingplatz. Einen geschlossenen Campingplatz. Wellen und stille See. Blauen Himmel. Viele Polizeikontrollen (ohne Interesse an Touristen und ohne Englischkenntnisse). Autobahnen und Küstenstraßen. Die Vielfalt der Schwarzmeerküste.

Was wir über den Verwendungszweck der Standstreifen an türkischen Autobahnen gelernt haben: er dient auf keinen Fall nur dem automobilen Notfall. Ebenfalls benutzt werden darf er von mittelalten Männern mit Plastiktüten für den kommunikativen Austausch, als Fahrspur für Traktoren, Fahrrädern (gerne ohne Licht), Gabelstaplern, Essenswägelchen mit türkischen Sesamkringeln (Simit), Prostituierten, Hühnern, Schafen, Kühen und deren Hinterlassenschaften, von Bauarbeitern zum Verbrennen der eben entfernten Fahrbahnmarkierung gleich vor Ort, zum Rückwärtsfahren (wenn man die Ausfahrt verpasst hat), als Tummelplatz für alle Arten von Hunden.
Wie wir die Menschen erleben: unglaublich freundlich, hilfsbereit und interessiert, ohne aufdringlich zu sein. Englischkenntnisse sind eher weniger vorhanden, aber Hand, Fuß, Finger und Anschauungsmaterial helfen weiter. Keine Ausnahme, dass zum Beispiel ein Fahrradfahrer neben dem offenen Autofenster ein Schwätzchen mit uns halten möchte (warum haben Stuttgarter eine bayerische Nummer?). Oder der Zeltplatzwart, der selbst im Zelt vor Ort schläft, um rund um die Uhr ein Gefühl von Sicherheit zu geben – und wenn er keine Zeit hat, übernimmt der Opa, erfahren wir. Und uns immer wieder Schwarztee serviert. Oder der Fischhändler, der sichtlich stolz seine wirklich tollen Waren verkauft, jede kleinste Sardelle gründlichst für uns ausnimmt und säubert und uns (weil´s dadurch natürlich eine Weile dauert) nach nebenan in den Teeladen schickt und uns einen Tee spendiert, während alle Anwesenden freundlich grüßen und winken. Das Trinkgeld wollte er auf keinen Fall nehmen, das ging gegen seine Ehre! Und überall wo eingekauft wird, darf probiert werden…
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