DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  12. Oktober 2019

Gefährliche Brandung

Zwei Tage on the road. Jede Menge Eindrücke und Erlebnisse – spannend, aber auch anstrengend. Vor allem der Donnerstag zog sich gewaltig in die Länge. Geplant war ein Übernachtungsstopp bei Sinop und ein Besuch beim Leuchtturm von Inceburun (Anatoliens nördlichstem Punkt), dem Hamsilos-Fjord und Sinop selbst. Aber – es wurde schon erwähnt – der wirklich tolle Platz direkt am Meer verriegelt und verrammelt. Es nützt uns nichts, dass er auf der Homepage als „geöffnet“ deklariert ist. Wir lassen uns die Laune nicht verderben und führen trotzdem erst mal Teil 1 und 2 unserer Vorhaben durch (Inceburun und den Fjord), wird sich schon noch was finden. Tut es aber nicht. Dieser Teil der Schwarzmeerküste ist extrem verbaut, wild campen kommt nicht in Frage und außer dem geschlossenen gibt´s keinen weiteren Campingplatz. Auch park4night (die App, die uns schon öfter mal leidlich bis sehr gute Übernachtungsplätze ausgespuckt hat) gibt nichts her. Was tun – müde und hungrig, wie wir sind? Heute mal ein Zimmer in Sinop nehmen und sich morgen das Städtchen anschauen? Wird probiert, nach einer Runde durch Sinop geben wir das Projekt aber auf: extrem eng und voll, Parkplätze nicht vorhanden. Der Fahrer möchte hier keine Parklücke suchen, die Beifahrerin hat eigentlich keine Lust auf ein Hotel. Also wieder raus und die Stadtbesichtigung (das ehemalige Gefängnis – genannt Alcatraz der Türkei – soll spannend sein) auf den Rückweg verschoben. Der nächste Campingplatz bei Bafra ist 1,5 Stunden entfernt. Der Fahrer darf entscheiden, wie´s weiter geht. Also Bafra – und wir landen auf einem Stadt-Campingplatz mit den schmutzigsten und marodesten Sanitäranlagen, die wir je gesehen haben! Aber – noch müder und noch hungriger, wie wir inzwischen sind, buchen wir trotzdem ein. Ein Zimmer hätte ich hier nicht genommen, aber unser Zuhause fährt ja zum Glück immer mit! Wir tragen Tisch, Stühle, Brenner und Nudeln zum Strand gegenüber und haben das größte Esszimmer der Welt ganz für uns alleine! Mit vollem Magen lauschen wir anschließend den Wellen und fragen uns, wo wir wohl morgen landen werden…

…und werden am nächsten Nachmittag mit einem der hübschesten Campingplätze belohnt, auf denen wir jemals waren. Mitten in der Haselnussregion am Kap Yason, direkt am Meer unter hohen Linden, Erlen und Kastanien gelegen mit nur ganz wenigen Stellplätzen. Der Platzwart freundlich und hilfsbereit (und, wie erwähnt: der ständig servierte Tee) erklärt uns gleich den Weg zum nächsten Städtchen, wo man fangfrischen Fisch kaufen kann. Saison haben jetzt Hamsi, Sardellen, die im Herbst besonders schmackhaft sind. Die lassen wir uns nicht entgehen! Neben dem Fischladen stehen Männer an Tischen, auf denen riesige, silberne Schüsseln stehen. Drin ist, ordentlich abgedeckt, ein Berg türkischer Honig mit Haselnüssen. Natürlich darf probiert werden und natürlich schlage ich auch hier gleich zu. Mit einem Hackebeil wird die gewünschte Menge Süßkram vom Haufen abgetrennt und verpackt. Andere Leute lassen sich ganze, große Weißbrotlaibe direkt mit einem dicken Fladen türkischen Honigs belegen – aber das finde jetzt sogar ich übertrieben!  Zurück am Platz drehen wir erstmal eine Runde mit den Kajaks an der Steilküste entlang und genießen die Ruhe und die gewaltige Kulisse aus Felswänden, Felstoren und unendlicher See mit Fischerbooten drauf. Die einzigen weiteren Camper auf unserem Platz sind übrigens ein deutsches Paar aus Duisburg. Ende fünfzig, seit Februar mit ihrem Offroad-Truck unterwegs waren sie in Marokko, Italien, Spanien, Griechenland, Albanien und sind jetzt auf dem Weg durch die Türkei und vielleicht Richtung iranische Grenze (je nach politischer Lage). Wir schinden also mit unseren drei Monaten Auszeit nicht viel Eindruck, holen uns aber noch einige Tipps für unsere Rückfahrt im November und haben einen sehr netten Abend am Meer mit türkischem Honig und Weintrauben, die vom Zeltplatzwart dagelassen wurden. Außerdem, als zusätzliches Unterhaltungsprogramm sozusagen, fährt in der Dunkelheit ein kleines, beleuchtetes Fischerboot vor dem Strand auf und ab, legt sein Netz ringförmig aus, um es dann mit viel Lärm zu umkreisen und so die Fische hineinzutreiben. Und wir entscheiden, einen Pausentag einzulegen, um dieses herrliche Fleckchen am Schwarzen Meer noch ein bisschen genießen zu können!

Was man am Pausentag an der Schwarzmeerküste so macht: Ausschlafen natürlich! Vor dem Frühstück im Meer eine Runde schwimmen oder in Jürgens Fall (denn heute gibt´s Wellen und die könnten nach dem Frühstück verschwunden sein) eine Runde mit dem Kajak surfen. Dann gaaaanz lange frühstücken, das Meer dabei anschauen und Zeitung lesen oder – surfen, denn die Wellen sind immer noch toll. Wer weiß, wie lange noch? Ein Schwätzchen mit den Duisburgern halten und dazu Tee serviert bekommen, während der Mann im Hintergrund surft. Mal wieder Wäsche in der praktischen Outdoor-Waschmaschine waschen und in Jürgens Fall – nein, mal kurz nicht surfen, sondern den Igel aus dem Gesicht rasieren. Während das Waschwasser heiß wird zuschauen, wie drei Hühner, eine Ente und ein Hahn neugierig den Kochtopf umkreisen und überlegen, ob wir heute Hühnersuppe kochen sollen. Den Wellen lauschen und das Meer fotografieren während der Mann – Ihr ahnt es schon. Die Wellen sind inzwischen größer geworden. Dann selbst ins Kajak steigen und sich langsam mit der Brandung vertraut machen und huuiiii! los geht´s! Ein wahrer Teufelsritt! Und dann weiter surfen, bis die Sonne beinahe untergegangen ist. Und dazwischen zweimal die Eskimorolle durchführen, wenn eine besonders steile Welle das Bootchen mal kurz nach vorne kippt! Hinterher ist mehr Salzwasser im Boot und in mir, als im Schwarzen Meer. Danach Makrele mit Kartoffeln brutzeln und in der roten Abendsonne essen, den immer noch donnernden Wellen lauschen und zum Nachtisch gibt´s Türkischen Honig! Das Leben könnte schlechter sein…

 

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