DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  14. Oktober 2019

"Welcome to Georgia!"

Aufwachen in unserem Mini-Camper hinter den beiden Trucks. Wir gehen ein paar Schritte zurück und müssen grinsen: unser Nissan sieht aus, wie der kleine Bruder der beiden. Und das ist noch nicht alles: während wir uns zum Waschen Wasser auf dem Brenner wärmen und darum nackt ein bisschen in Schatten und Wind schlottern bullert im Truck der Duisburger die Standheizung und bei den Esslingern rotiert die Waschmaschine! Doch auch uns geht´s gut, denn die Sonne klettert schnell über den Bergrücken und bringt uns ordentlich Wärme zum Frühstück. Nun lernen wir auch die Esslinger kennen, die am Vorabend schon in ihrer fahrenden Festung verbarrikadiert waren. Mal wieder unter Schwaben! Auch sie freuen sich sichtlich, nachdem sie herausgefunden haben, dass die bayerische Autonummer in die Irre führte. Wir erfahren, dass auch sie (wie die Duisburger) das Arbeitsleben bereits komplett hinter sich gelassen haben und sich mit ihrem fahrenden Einfamilienhaus langsam und gemütlich über Georgien, Armenien, Iran und dann auf den afrikanischen Kontinent aufmachen. Wieder können wir keinen Eindruck schinden, haben aber ein sehr nettes Frühstück zu sechst und wir erfahren mehr über das Leben als Weltreisende. 

Heute wollen wir die Türkei verlassen, aber ganz so schwer fällt uns der Abschied nicht, denn in wenigen Wochen werden wir ja wieder zurück sein! Wir durchqueren die Großstadt Trabzon an der Küste und anschließend begleiten uns  viele, viele Kilometer lang sanfte, saftig grüne Hügelketten, mal näher, mal ferner, eine Reihe hinter der anderen. Teeplantagen, fällt uns auf, hier werden besonders robuste Sorten Schwarztee angebaut. Zigfach durften wir ja auch schon davon trinken. Und plötzlich wieder die Kolonnen von Lastwagen, diesmal auf der rechten Spur – sie warten auf Abfertigung, während wir vorbeirauschen dürfen. Kurze Verzögerung an der Grenze, irgendwelche langwierigen Formalien werden vor uns abgewickelt und dann – zack! Wir sind drin! 

Und wieder ist eine Stunde weg – Deutschland liegt nun also bereits zwei Stunden hinter unserer Zeitzone zurück. Ein georgischer Zollbeamter begrüßt uns mit breitem Grinsen: „Welcome to Georgia!“ Und während Jürgen die für Georgien benötigte Auto-Versicherung an einem Schalter gleich hinter der Grenze abschließt, wechsle ich ein paar Euro in Lari um (mit Euro oder Karte zahlen funktioniert hier eher nur in den großen Städten) und kaufe bei einem älteren Straßenhändler ein paar Khakis, die, wie wir bald sehen würden, überall wachsen. Ich zeige „drei“ mit den Fingern, er geht offensichtlich davon aus, dass ich mit ihm handeln möchte, gleich springt aber ein junger Georgier vom anderen Verkaufsstand bei und vermittelt in englisch und georgisch. Und ruckzuck sind wir auch schon im Gespräch über sein Heimatland. Ich lerne gleich mal, mich in der Landessprache zu bedanken („madloba“) und nun grinst auch der Obstverkäufer breit. Und weiter geht´s. Um zu unserem Campingplatz oberhalb von Batumi zu kommen, müssen wir die Stadt erst einmal durchqueren. Das „Dubai Georgiens“ nennen die Einwohner es wohl. Und tatsächlich, die Skyline wirkt mit futuristischen Hochhäusern direkt am Strand in kleinerem Maßstab nicht unähnlich. Das eigentliche georgische Leben tobt ab der zweiten Reihe! Moderne Glasbauten direkt neben ärmlichsten Hochhäusern oder flachen Hütten. Balkon an Balkon, Haus an Haus. Die Häuser fast alle aber in leuchtenden Farben bemalt.  An jedem Balkon und über etliche Höfe sind Wäscheleinen voller Wäsche gespannt. Ob Montag Waschtag ist in Georgien? Und was wir schon im Vorfeld über den Georgier beim Autofahren gehört haben, bewahrheitet sich in jeder Hinsicht. Autos sind hier kaum erschwinglich, weshalb die Fahrer sich oft zwar das Fahrzeug, nicht aber die Versicherung oder die Reparatur leisten können. Und damit fahren sie tatsächlich äußerst rücksichtslos durch den Verkehr, es wird gedrängelt, überholt, wo kein Platz dafür ist, gehupt, die Vorfahrt genommen. Auch Jürgen bedient sich inzwischen eines offensiven Fahrstils ( „sonst stehen wir morgen noch hier!“) und siehe da, es funktioniert (zumindest bis jetzt). Der Zustand mancher Autos ist abenteuerlich! Stoßstangen? Braucht kein Mensch! Lichter auch nicht! Ansonsten oft gesehen: Klebeband hält Auto z´am! Auffällig aber: doch recht viele „hochwertige“ PKW´s, vor allem Daimler. Und die Taxis sind Hybridfahrzeuge. Dann scheint offensichtlich der Asphalt ausgegangen zu sein: große Betonplatten sind über mehrere Kilometer verlegt wie ein Fliesenboden, allerdings allesamt nicht auf dem gleichen Niveau! Wir rumpeln uns über Kanten und Absätze und hängen uns irgendwann an einen ganz offensichtlich Einheimischen, der den höchsten Stufen gekonnt in wilder Zickzack-Linie ausweicht. 

Erstaunlich schnell liegt das Stadt-Chaos aber hinter uns und wir rollen in die georgische Hügellandschaft hinauf. Bananenstauden, Eukalyptusbäume, Palmen, Farne, die erwähnten Khakifrucht-Bäume und grün, grün, grün umgibt uns. Das ganze Land wirkt saftig, die Gärten großzügig und gepflegt mit den besagten bunten Häuschen mittendrin. Die Landschaft wirkt plötzlich kaum mehr europäisch, wir fühlen uns beide an Bilder aus Vietnam erinnert und – ja, wir befinden uns ja tatsächlich in Asien, nicht vergessen! Nur der Campingplatz ist nicht zu finden. Der Wegpunkt stimmt nicht, wir landen immer wieder an einem gelben Gebäude, vielleicht einer Schule. Nach einigen Recherchen im Internet finden wir eine Telefonnummer, schreiben dem Platzwart per WhatsApp und – ich hätt´s ja nicht gedacht – bekommen sofort Anleitung. Nein, Google kennt den Wegpunkt nicht, aber wir sollen einfach dem Schild Richtung „Birdwatching-Tower“ folgen. Nach vier sehr abenteuerlichen Kilometern (mehr schreibe ich dazu nicht) wartet der Campingplatz-Besitzer am Wegesrand und winkt uns zur richtigen Abzweigung. Er öffnet das Tor und … WOW! Wir sind beide sprachlos von der Aussicht, die sich uns bietet. Die georgischen Hügelketten und Batumi liegen in der Abenddämmerung zu unseren Füßen! Der Besitzer des Platzes, ein Armenier, hat mit seiner Partnerin ein Refugium geschaffen, das seinesgleichen sucht! In den Hang eingebaut das kleine Restaurant (auf Wunsch kocht sie dort für die Gäste) auf mehreren Ebenen kleine Steinhäuschen für Touristen, oben ein kleiner Platz für unseren Camper und genau dort, auf dem höchsten Punt eine Plattform mit dieser unglaublichen Aussicht! Georgien zu unseren Füßen! Schöner kann es sich an unserem ersten Tag kaum präsentieren! Wir bekommen regionales Obst serviert (Khaki, was sonst?) und später auch gekocht, im Hintergrund jaulen Kojoten, so wird uns erzählt und die Hunde des Hauses stimmen mit ein. Die Hauskatze, die sich zuweilen wohl auch für einen Hund hält (sie geht gerne mit Gassi), verzichtet! Ob wir jemals wieder nach Hause wollen? 

tagPlaceholderTags: Georgien

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