
Ein neuer Tag auf unserem mehr oder weniger stillgelegten, aber sehr hübsch am Gelati gelegenen Campingplatz. Bauarbeiter und Besitzer warten auf den Bagger, um mit dem Umbau des Areals starten zu können und bis es soweit ist, freuen sie sich, die Deutschen unterhalten zu können. Wir drücken die Daumen, dass die Baugeräte bald erscheinen (allerdings bitte nicht vor morgen Vormittag, sonst sind wir ruckzuck Teil der Baustelle) und schauen uns so lange mal den Okatse-Canyon von oben und Kutaisi bei Abend an. Was wir dabei gelernt haben: Anfahrtswege zu touristisch interessanten Spots… (naja, das wisst Ihr ja schon, Rumpelpiste und so, Schlaglochgarantie). Jeepfahrer gibt´s überall. Selfiestick-Mädels auch. Man kann Fahrzeuge von innen UND außen überladen. Baustellenschilder sollte man ernst nehmen. Springbrunnen sind nicht zum Schwimmen da (zum Kajak fahren vielleicht?). „Der Herr der Ringe“ war in Kutaisi auf der Fußgängerbrücke unterwegs. WIRKLICH kaltes Bier gibt´s nur hier. Wenn man sich von jungen Kellnerinnen essenstechnisch beraten lässt, sollte man nicht ZU hungrig aussehen. Bayerische Importware kann ohne Weiteres in georgische Schriftzeichen übertragen werden. Jedes Land hat seine Mauldäschle – hier heißen sie Khinkali. Auch die Georgier lieben Prunk und Pracht. Nachtleben gibt´s hier auch! Außerdem war da noch Jürgens überfälliger Friseurbesuch. Weg mit den grauen Zotteln und buschigen Augenbrauen. In einer Arkadenstraße gibt´s gleich acht Friseursalons nebeneinander, nicht überall dürfen Männer rein. In einem kleinen Lädchen bekommt Jürgen von einer recht gut deutsch sprechenden Friseurin einen wirklich guten Haarschnitt verpasst. Die Frau freut sich sehr, ihre in der Schule erworbenen Sprachkenntnisse anwenden und sogar noch erweitern zu können („Was ist das?“-„Augenbraue.“) und erzählt von ihrem Wunsch, in Deutschland arbeiten zu dürfen. Spätestens beim Bezahlen wird klar, warum. Der Preis für den Haarschnitt: unglaubliche fünf Lari! Geteilt durch drei = Euro! Natürlich ist das Leben hier vergleichsweise billig, trotzdem kommt man mit einem solchen Lohn nicht weit. Ein Liter Diesel beispielsweise kostet 2,60 Lari. Jürgens aus seiner Sicht angemessenes Trinkgeld wollte sie zwar zuerst nicht nehmen, aber zusammen mit dem Versprechen, sich beim nächsten Georgien-Besuch wieder von ihr die Haare schneiden zu lassen, nahm sie es dann doch erfreut an. Und da wir gerade beim Thema Geld sind: die kleine Einheit von Lari heißt nicht (wie schon mehrfach vermutet wurde) Fari, sondern Tetri.
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