DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  26. Oktober 2019

Herausforderung am Rioni...

Rioni die Zweite – heute für beide! Doch bis es soweit ist geht noch etwas Zeit ins georgische Land. Erkenntnis 1 am Morgen: gestern Abend beim Lagerfeuer war unser traumhafter Übernachtungsplatz viel wärmer als heute Morgen! Denn – umgeben von Bergen und Hügeln wie er ist, schafft´s die Sonne nicht bis zu uns. Ringsum in den Hängen: Sonne. Nur nicht hier! Wir haben das schattigste Plätzchen im Ratscha-Gebiet erwischt! Nicht schlimm, so fällt das Frühstück kürzer aus! Erkenntnis 2 in Ambrolauri: Englisch ist hier eher nicht verbreitet, deutsch auch nicht! Einem Taxifahrer zu erklären, dass wir mit unseren Booten hier lospaddeln wollen, um am Abend anzurufen und dann irgendwo am Straßenrand Richtung Alpana von ihm eingesammelt zu werden gestaltet sich zuerst schwierig, dann unmöglich! Er versteht nicht, was die seltsamen Deutschen wollen. Auf der belebten Straße lässt sich niemand auftreiben, der englisch spricht und der Google-Translator schafft mehr Verwirrung als Aufklärung – egal ob auf georgisch oder russisch. Wir geben auf! Stoßen kurz darauf auf eine etwas englisch sprechende Apothekerin – ein Hoffnungsschimmer! Vielleicht gibt´s in ihrem Umfeld einen Onkel/ Neffen/ Sohn, der uns gegen Abend für ein paar Lari abholt? Fehlanzeige. Es geht hin und her, es wird wild übersetzt und gestikuliert. Letztendlich ohne Erfolg. Unser Ansinnen ist zu skurril und exotisch! Wir paddeln also los – keine Lust mehr, fruchtlos Zeit zu verschwenden. Jürgen wird in Alpana den Daumen raushalten, um zum Auto zurück zu kommen! 

Und plötzlich wird´s entspannt! Was ich mir für den heutigen Tag gewünscht hatte, tritt ein! Das Wasser ist blaugrün, die Sonne scheint, das Level ist genau meins! Los geht´s im breiten Kiesbett, schnelle Schwälle und Katarakte sorgen für Geschwindigkeit und schöne Wellenzüge für Spaß! Wer´s kennt: in der ersten Hälfte erinnert der Rioni stark an die Imster Schlucht im Ötztal oder auch an die Durance in den französischen Seealpen. Schwierigkeitsstufe hier erstmal eher zwei bis zweikommafünf! Den Plan, irgendwann und irgendwo zwischen Ambrolauri und Alpana auszusteigen (und nicht die ganze 28 Kilometer lange Strecke bis Alpana zu fahren), verwerfen wir bald aus zweierlei Gründen. Erstens: der Bach hat ganz schön Zug, wir kommen ordentlich voran! Zweitens: nach etwa der Hälfte der Strecke befindet sich die Straße zwar (wie auf Google gesehen) immer noch neben dem Fluss, aber etliche Meter weiter oben in der Felswand! Jürgen wird etwas unruhig, ob alles zeitlich noch zu schaffen ist, aber eine Wahl haben wir ohnehin nicht mehr – also kräftig am Paddel ziehen und weiter geht´s! Rückblickend betrachtet ein Riesenglück, denn hätten wir mittendrin aufgehört, hätten wir die gigantische Schlucht verpasst, durch die wir die letzten sechs Kilometer paddeln durften! Hier steigert sich das Level tatsächlich noch einmal ein wenig, die versprochene Drei findet im Canyon statt! Steile Felswände aus übereinander geschichteten Steinplatten recht und links fast bis zum Himmel, das Wasser tief und grünblau, weiße, rund geschliffene Felsblöcke in den Fluten – durch all das tanzen wir als winzige bunte Punkte über hohe Wellenkämme, in Schwällen rasant um die Kurven und im Zickzack um Steine und Löcher herum! Was für eine herrliche Wildwasserstrecke! Als wir kurz vor Alpana breit grinsend die Schlucht und den Rioni verlassen, wird´s allerdings schon fast dämmerig und nun folgt die nächste Herausforderung: the long way back to Ambrolauri! 

Wer wird Jürgen transportieren? Das Dörfchen wirkt wie ausgestorben! Hinter einem hohen Gartenzaun höre ich aber eine Stimme! Keine Türklingel, aber ein Schlüssel im Gartentor – ich geh mal rein und erschrecke eine ältere Dame, die auf dem Sofa liegend telefoniert. Was nun folgt, gleicht einem Deja-Vue: keinerlei gemeinsame Sprachkenntnisse und (obwohl deutlich weniger komplex als am Morgen) wird unser Ansinnen erstmal nicht verstanden. Taxi rufen oder Jürgen gegen Lari nach Ambrolauri fahren. Ich zeige auf Jürgen:“Ambrolauri!“ und auf die Boote:“No Ambrolauri!“ Irgendwann sind wir auf einer Linie, was erstmal noch nichts nützt, denn der im Jeep eintreffende Ehegatte zeigt uns mit Gesten: zu viel Alkohol, er fährt nicht mehr! Lange dauert´s aber nicht und das nächste Auto rumpelt um die Ecke und diesmal haben wir Glück! Voll besetzt mit Mama, Papa und zwei Kindern und bereit, den Fahrdienst zu übernehmen! Wie war die Fahrt, Jürgen? Georgisch interessant! Die Frau und die beiden Kinder müssen nach hinten und ich darf neben dem Fahrer sitzen. Der kann recht gut englisch sprechen. Er hat es sich selbst beigebracht, da er gerne reist. Tolle Sache! Nach 300 m fahren wir mit seinem Daimler (Import aus Japan mit inzwischen 460.000 km) an seinem Haus vorbei. Ob wir ein Zimmer brauchen? Nein, brauchen wir nicht. Schade für ihn. Nach weiteren 10 Minuten kotzt sein Kind hinter meinem Sitz auf die Mama. Der Papa brummelt vor sich hin und hält kurz an. Ob wohl der Benzingeruch im Auto dran schuld ist? Gang rein und weiter. Es sind ja noch mehr als  25 Kilometer bis zu unserem Camper. 

Wir unterhalten uns über unsere Kinder und er bestätigt mir sichtlichem Respekt, dass ich ein „Superman“ bin. Das ist hier übrigens die übliche Reaktion auf 3 oder mehr Söhne…Nach weiteren 10 Minuten kotze das Kind wieder über Sitz, Mama und Fußmatte. Wir halten an und das Kind wird an die frische Luft gehalten.  Weiter geht es. Das etwas größere, 2,5-jährige Kind steht auf Papas Beinen und hält Mamas Smartphone während der Fahr aus dem Fenster. Ob es dem Gerät auch schlecht ist? Inzwischen unterhalten wir uns über unsere Berufe. Er ist angestellt beim meteorologischen Institut und liest morgens und abends die Wassertemperatur und den Wasserstand des Baches ab und telefoniert ihn an das Institut. Er fragt dann noch, wie lange wir in Deutschland arbeiten? 8h am Tag? 5 Tage die Woche? Dann kotzt das Kind das dritte Mal und nun brummelt er, dass er die Kinder bei der Oma lassen wollte. Sie wollten aber mitfahren…Wir verabschieden uns am Camper und ich bedanke mich bei ihm für den Transfer mit etwas Geld für die 60 km hin und zurück. Er ist der Meinung, dass er großes Glück hatte und bedankt sich sehr. Ich frage mich, mit wie wenig Geld die Leute hier klarkommen? Wie war es bei dir, Laila? Nichts los! Ich sitze neben einer stillgelegten Tankstelle am Straßenrand, einmal trottet eine Sau mit 13 (!) Ferkeln vorbei und einmal kommt die ältere Dame aus dem Haus, fragt „Ambrolauri?“ und fuchtelt in diese Richtung. Ob sie Sorge hat, dass man mich hier vergisst? Nein, tut man nicht. 

Bald befinden wir uns auf den Weg Richtung Oni, zwar fast eine Stunde den Rioni aufwärts, aber da diese Übernachtungsgelegenheit ein heißer Tipp von Misha ist, wollen wir sie gerne ausprobieren! Und obwohl sich die Fahrt (müde und hungrig wie wir sind) ein wenig zieht, werden wir es nicht bereuen! Nika, der Sohn des Hause begrüßt uns herzlich, zeigt uns das sehr gemütliche Zimmer mit heißer (!!!) Dusche – nach acht Wochen unterwegs längst keine Selbstverständlichkeit mehr! Aber es kommt noch besser: Nikas Mutter hat gekocht! Traditionelle georgische Speisen stehen schon auf dem Tisch und wir lernen gleich: die mit Fleisch gefüllten Teigfladen heißen nur in Swanetien Kubdari! Hier heißen sie schon wieder anders – wie? Werde ich morgen nochmal fragen! Im Moment ist´s egal denn alles ist LECKER! 

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