DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  27. Oktober 2019

Georgien wie es tanzt und kocht

…das Frühstück am Morgen ist genauso lecker, reichhaltig und traditionell wie das Dinner am Vorabend und spätestens hier entscheiden wir: wir bleiben noch eine Nacht! Denn das Wetter bleibt gut, das Wildwasser lockt und die Wanderschuhe haben wir noch nicht einmal ausgepackt! Beim Frühstück treffen wir übrigens den Belgier wieder – vielleicht wisst Ihr´s noch: der (laut Nika, dem Sohn des Hauses) die „falsche“, deutlich zeitintensivere Matroschka nach Ambrolauri erwischte. Zufällig residiert er in derselben Unterkunft wie wir… Im Gegensatz zu gestern haben wir heute einen gut funktionierenden Plan ausgetüftelt! Nika wird uns beim Umsetzen unseres Campers helfen! Doch bevor´s soweit ist bekommen wir von ihm noch eine kleine Führung durch Haus und Hof. Hier wird das meiste selbst gemacht! Im Erdgeschoss ihres sogenannten „garden house“ (in dem wir übernachten) gibt´s einen gemauerten Aufenthaltsraum mit kleiner Küche und Kamin. Hier haben sie amphorenförmige, luftdicht verschlossene Weinbehälter im Boden versenkt, in denen der hauseigene Wein reift. Im Hinterhof wird mit Fass und Kohlefilter Schnaps destilliert, daneben ein aus einem ausgemauerten Weinfass gebauter Backofen. Es wirkt wie ein Museum, wird aber tatsächlich benutzt. Ein Volltreffer der Extraklasse! 

Aber – auch wenn´s noch so hübsch hier ist: heute werden wir noch ein bis zwei Abschnitte des Rioni unsicher machen, wir sind schließlich nicht zum Spaß hier!!! Jürgen darf anfangen. Dazu fahren wir noch etwas weiter flussaufwärts bis nach Utsera. Aber da dieser Abschnitt nicht meine Kragenweite ist, darf Jürgen selbst erzählen. Am Rande nur noch kurz angemerkt, dass zwei georgische Schweine (die normalerweise eher schüchtern und zurückhaltend sind) sehr neugierig hinter Jürgen und seinem Boot hertrotteten. Vielleicht war´s der Geruch? Sicher nicht! Aber nun: Mikro an Jürgen! Danke Laila, gerne. Heute zeigt sich der Rioni von einer anderen Seite. Deutlich steiler und enger windet er sich durch eine enge, kurvige Schlucht am Rande der Ortschaft Utsera. Große Felsen bilden enge Durchfahrten und Stufen durch die das weiße Wasser gepresst wird. Vom Umfeld, den Zuschauern und Schweinen bekomme ich wenig mit. Ich bin sehr konzentriert, suche und finde vom Ufer aus meine Linie, setze mich ins Kajak und paddle mein Ding! Und es funktioniert wunderbar – war für ein toller Ritt! Bald schon habe ich das Dorf hinter mir gelassen und vor mir sind nur silberweißes Wasser, blauer Himmel und ich. An jeder Brücke treffe ich auf Laila die mich mit dem Auto begleitet. Ein kurzer Blick, Daumen hoch und weiter geht es! Nach gut 8 km schönstem Wildwasser verliert der Bach etwas an Fahrt und ich steige am vereinbarten Ausstieg aus. Aber wo ist Laila?? Schon unterwegs, hab nur gaaanz kurz am falschen Einstieg haltgemacht…. Und nachdem unser Camper (dank Nikas Hilfe) nun am Ausstieg kurz vor Sori auf uns wartet (ausgestattet mit dickem Lunchpaket unserer Wirtin) kann´s los- beziehungsweise weitergehen. Ich überlege noch, ob ich den ersten, etwas heftigeren Schwall auslasse und hundert Meter weiter unten einsteige … solche Blitzstarts mag ich nicht! Dann entscheide ich mich doch für´s Fahren und wie sich bald herausstellt wäre alles andere dämlich gewesen. Denn wie sich zeigt besteht dieser Abschnitt aus etwa 90 Prozent solcher Schwälle, zumindest in der ersten Hälfte. Huiuiui! Kaum Zeit zum Luft holen, dann kommt schon der nächste Wellenzug, der nächste Katarakt, das Bootchen rast in die Höhe und abwärts geht´s in die Tiefe. Kurz fällt mir der Begriff „Nussschale“ ein und schon geht´s auch weiter. Als es mal kurz ruhiger wird, rufe ich mir die georgische Schwierigkeitsskala ins Gedächtnis. Eins bis zwei, so lautete Mishas Einschätzung. Lieber Misha, Du bekommst heute Abend ein Foto vom winzigen Loki in „eins bis zwei“! Aber natürlich bin ich nicht überrascht! Und was ich nicht abstreite: nachdem die ersten etwas bangen zwanzig Minuten um sind (was kommt da auf mich zu?), macht´s wirklich Spaß! Ausgenommen vielleicht der eine Moment, in dem Jürgen, rückwärts filmend, direkt vor mir in ein Loch plumpst! Wir machen beide kurz „Huch!“, finden aber zum Glück auch beide schnell wieder raus! Das dicke, fette Lunchpaket futtern wir anschließend komplett leer – allerdings ist´s schon fünf und das Dinner wartet. 

Was ein Stress! Ich frage unsere immer freundliche und fröhliche Wirtin, ob essen auch erst um acht möglich wäre? Aber hier wird sie richtig streng! „Dinner seven o´clock! Eight: music!“ Im „garden house“ spielen heute drei junge Leute aus dem Dorf traditionelle Musik und dieser Veranstaltung entkommt keiner! Kurz vor acht lässt der Hausherr sie im Speisesaal aufmarschieren und (wie beim Rattenfängere von Hameln) müssen alle Gäste hinterher marschieren. Wir machen mit, denn so haben wir´s ja auch gewollt! Und tatsächlich: auch das macht Spaß! Unter den Gästen ist eine junge Frau aus Georgien, die immer wieder dazu tanzt und der Hausherr lässt auch hier nicht zu, dass nicht mitgemacht wird! Aber – Ihr ahnt es schon – wirklich mithalten kann ich mit dem Mädel nicht! Es geht alles sehr schnell und hat viel von orientalischen Tänzen an sich. Die Traditionen sind hier überall sehr präsent, die Menschen sind sichtlich stolz auch und gerade auf ihre regionalen Besonderheiten, wie hier im Ratscha-Gebiet eben auf ihre spezielle Musik, Tänze und Speisen. Es fällt auch auf, dass über alle Generationen hinweg die Traditionen bekannt sind und beherrscht werden. Ich frage die junge Frau danach und sie bestätigt: ja, alle kennen die Lieder und Tänze, man lernt es einfach, es gehört dazu. Viel später sitzen um den großen Tisch im „garden house“ eine mit ihrem georgischen Mann in Dänemark lebende Französin, der ältere Belgier, zwei Deutsche und sechs junge, belgische Chemiker, die dem Tschatscha (dem georgischen Schnaps) ordentlich zusprechen und ein wirklich beeindruckendes Repertoire an deutschen Trinkliedern zum Besten geben…

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