DREIZEHN UNTERWEGS
  • Start
  • Blog
  • Über uns
  • Familie
Auszeit 2019  ·  04. November 2019

Wasser und Eis

Der zweite Morgen in Folge, an dem wir nicht wissen, was genau uns beim Öffnen der Camper-Tür erwartet. Grund: Dunkelheit bei der Ankunft, dazu noch so kalt, dass wir nicht unnötig lange in der Umgebung herumstiefelten, um sie zu erkunden. Heute Morgen also: Türe auf uuuund…. eine sehr hübsche Überraschung! Etwa zwanzig Meter weiter gähnt ein atemberaubender Canyon zu unseren Füßen. Der Dashbashi-Canyon! Unser heutiges Wander-Ziel. Allerdings war uns nicht klar, dass wir schon SO nah sind! Gut, dass beim nächtlichen Toiletten-Gang keiner reingefallen ist! (Keine Sorge, wir passen schon auf😉) Schöne Aussicht beim Frühstück ist so auf jeden Fall gewährleistet! Vorher wollen die reinlichen Abenteurer aber noch duschen. Das heißt: Wasser im großen Topf erwärmen, einer schüttet, einer duscht. Bei etwa fünf Grad Kälte am Morgen fühlt sich das exakt so lange angenehm an, bis der Warmwasserstrom versiegt. Drei Liter sind schnell verbraucht und reichen gerade, um sich die Seife aus den Haaren zu waschen. Nix für Warmduscher also! Mit den nassen Haaren ist es dann anschließend (trotz dicker Kleiderschicht und Kapuze) erbärmlich kalt! Zum Glück hat´s die Sonne nun aber auch endlich geschafft, sich durch den Nebel zu kämpfen und auf der anderen Seite der Schlucht leuchtet alles weiß vom gefrorenen Raureif und etwas weiter oben überzuckert von Schnee. Stört uns nicht: die Sonne scheint, es wird angenehm warm, die Haare trocknen und die Aussicht ist fantastisch. 

Anschließend schauen wir uns den Canyon auch noch von unten an. Ein kürzerer, aber steiler Abstieg (etwa 1,5 Kilometer in die Tiefe) und wir werden nochmal überrascht! Über etwa 500 Meter rauschen unzählige Rinnsale und Bächlein an einer von grünem Moos und Farnen bedeckten Felswand hinunter und bilden zusammen einen grandiosen Schleierfall. Das Wasser darunter so klar, dass man wie durch eine Aquariumscheibe die grasgrünen Wasserpflanzen am Grund sehen kann. Über dieser Stelle ist die senkrechte Felswand allerdings knochentrocken. Das Wasser muss sich also irgendwo aus den Gesteinsschichten herausdrücken! Was für ein schöner Platz! Georgien macht es uns in diesen letzten Tagen wirklich schwer, wieder abzureisen. So vielfältig und einzigartig erleben wir es hier noch einmal. Nach einem letzten Blick steigen wir dann aber doch wieder den Hang hinauf, denn unser nächster Übernachtungsplatz in der Nähe der Vardzia-Höhleklöster liegt etwa zweieinhalb Stunden entfernt. Und wer gut aufgepasst hat weiß: In Georgien gibt´s keine deutsche Autobahn! 

Auch diese Fahrt ist wieder ein Erlebnis für sich! Zwar ist die Straße hinauf in die Berge erstmal ganz gut ausgebaut, trotzdem fühlt es sich an, wie eine Zeitreise. Und zwar einmal vorwärts in den Winter und zum zweiten etwa hundert Jahre rückwärts. Wir überqueren eine etwa 2000 Meter hoch gelegene Hochebene, die Teil des kleinen Kaukasus ist. Braune Steppe erstreckt sich von Horizont zu Horizont die Hügel hinauf und hinunter. Die Einwohner nutzen diese gewaltige Prärie offensichtlich zur Viehzucht. Immer wieder sehen wir riesige Schaf- oder Rinder-Herden, die über diese Ebenen von Hirten geleitet werden, zu Fuß oder zu Pferde. Wildwest-Stimmung. In einem Dorf werden wir plötzlich Teil dieser Herde. Kühe, Kühe und noch mehr Kühe werden die Straße entlang getrieben. An jedem Häuschen oder Hoftor warten die (meist betagten) Besitzer auf ihre Tiere. Und diese wissen ganz genau, in welchen Stall sie gehören! Immer wieder biegen ein oder mehrere Rinder in ihren Heimathafen ab. Wenn´s mal nicht stimmt, oder die Kühe sich lieber an einem der zahllosen riesigen Heuhaufen gütlich tun, wird´s kurz aufregend und irgendjemand rennt rufend und stockfuchtelnd in der Gegend herum bis die Ordnung wieder hergestellt ist! Irgendwann können wir uns mit unserem Camper aus dem Pulk befreien und in die Winterlandschaft entkommen. 

Winterlandschaft? Oh ja! Wir fühlen uns ein wenig, wie im Ski-Urlaub. Hier glitzert der Schnee im Sonnenschein und beim Verlassen des Autos wird schnell klar, warum hier alle mit der dicken Mütze unterwegs sind. Wir wollen eigentlich nur kurz mal einkaufen, doch das ist hier oben gar nicht so einfach: in den uralt wirkenden Dörfchen mit den windschiefen Blechdach-Häuschen gibt´s nur wenige, winzig kleine Lädchen. Und diese haben eine eher zufällig wirkende Auswahl an Lebensmitteln. Zwar gibt´s oft unzählige Boxen mit losen Keksen, Nüssen, Trockenfrüchten, aber kaum frisches Obst oder Gemüse. Dafür dann aber jeweils eine riesige Waschtrommel Ariel (etwa so alt wirkend wir der Laden) oder drei Großfamilienpackungen Nudeln irgendwo in der Ecke liegend. Immerhin findet Jürgen ein paar Bierdosen und die betagte Verkäuferin mit den Zahnlücken zwischen riesigen Goldzähnen im Mund kann einige sehr freundliche Brocken deutsch. Und wir beschließen, das Abendessen irgendwie zu improvisieren. Immerhin winken zum Nachtisch ja die in Tbilisi gekauften Baklava. Die leckersten, die wir bisher hatten! Irgendwann geht´s wieder abwärts (habe ich etwa vorher die Straße gelobt? Hier gibt´s mehr Schlaglöcher als Asphalt, man muss höllisch aufpassen!) , das Land wird felsiger, immer wieder durchqueren wir enge Schluchten. Nach der letzten links plötzlich die Höhlenkloster! Zahllose in die Felswand gemeißelte Höhlen, die wie Augen aus dem Berg herausschauen! Dank unserer tollen Park4Night-App wissen wir auch schon, wo wir heute schlafen werden: auf der anderen Seite der Schlucht, erhöht auf einem Aussichtsplatz mit direktem Blick auf die Felsenhöhlen nächtigen wir heute! Zwar ist es auch heute wieder fast dunkel als wir ankommen, (aber hier zum Glück nicht mehr so kalt!) aber da die Klöster in der Nacht beleuchtet sind, können wir uns beim Kochen der improvisierten Nudeln trotzdem daran erfreuen. Und werden Morgen beim Öffnen der Camper-Tür wissen, was uns erwartet…

tagPlaceholderTags:

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Digital findet ihr uns vielleicht bei Facebook?!

 Wo wir wohnen ist nicht wichtig! Haltet unterwegs die Augen nach der 13 auf!!

Impressum | Datenschutz | Cookie-Richtlinie | Sitemap
Anmelden Abmelden | Bearbeiten
  • Start
  • Blog
    • Auszeit 2025
    • Auszeit 2019
  • Über uns
  • Familie
  • Nach oben scrollen
zuklappen