DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2019  ·  07. November 2019

Goodbye Georgien!

Ein letzter Blick auf Batumi
Ein letzter Blick auf Batumi

So, liebe Leute, heute wird´s wahrscheinlich ein bisschen schwermütig, denn: Georgien liegt für´s Erste hinter uns und obwohl wir so viel gesehen und erlebt haben und immerhin nochmal drei Wochen voller neuer Erfahrungen vor uns liegen, fiel es uns beiden unsagbar schwer, die Grenze zu passieren. Immer wieder haben wir auf unserer Fahrt am Schwarzmeer entlang überlegt, was wohl das Besondere und Einzigartige ist, was uns so gefesselt hat. Ganz schön schwer zu sagen. In den mehr als drei Wochen, die wir hier verbringen durften, haben sich unfassbar viele, völlig neue und unterschiedliche Erinnerungen angesammelt, die wir jetzt noch kaum sortieren können. Gut, dass wir so fleißig in unserem Blog geschrieben haben! War´s die grandiose Natur mit ihrer Vielfältigkeit zwischen Bergen und Meer? Ein Georgier erzählte uns mal, in Batumi könne es vorkommen, dass im Meer gebadet und gleichzeitig auf den Bergen Ski gefahren wird. In kaum einer anderen Region haben wir auch bisher erlebt, dass wenige gefahrene Kilometer ausreichen, um eine völlig veränderte Landschaft vor sich zu haben. Die vielen Möglichkeiten, die sich hier bieten, vom Wandern, zum Paddeln, zum Klettern, zum Baden, Sightseeing und Kultur. Aber das alleine kann es nicht gewesen sein. Schöne Ecken gibt es überall auf der Welt. Den Zauber machten mit Sicherheit auch die Menschen aus, die in diesem unglaublichen, verrückten Land wohnen. Neugieriger, offener, hilfsbereiter, interessierter und herzlicher sind wir selten irgendwo empfangen worden. Wie oft kam in irgendeinem Dörfchen ein betagter Herr auf uns zu, schüttelte uns die Hand, stellte sich vor und beobachtete einfach interessiert, was die Fremden denn so vorhatten. Unzählige Gespräche, die mit Händen und Füßen geführt wurden, aber, und das hatten wir nicht erwartet, auch englisch oder deutsch ist kein größeres Problem, wenn die Grammatik nicht überbewertet wird. Was in all diesen Gesprächen sehr deutlich rüberkam: die Georgier sind stolz auf ihr schönes Land und sie freuen sich sehr, wenn man ihnen vermittelt, wie gut  es uns hier gefällt und sogar mit einigen georgischen Worten aufwarten kann. Sie leben ihre (vor allem) Region spezifischen Traditionen mit großer Leidenschaft. Kubdari (die fleischgefüllten Teigfladen) zum Beispiel heißen NUR in Swanetien so, in Unterswanetien und der Ratscha-Region nennt man sie Lobsani (oder so ähnlich) und füllt sie mit Bohnenpaste, in Ushguli ist kein Hackfleisch, sondern dünne Fleisch-Scheiben drin. In Abscharien werden sie schiffchenförmig geformt und ein Ei draufgeklopft. Allein schon wegen des Essens muss man das Land lieben. Und genauso abwechslungsreich und interessant ist ihre Geschichte. Man denke nur an die Wehrtürme von Swanetien! So stolz die Georgier aber auf all das sind: immer wieder klingt bei ihnen die Sehnsucht nach einem wohlhabenden Leben im Westen an. Deutschland scheint für sie das Land zu sein, in dem Milch und Honig fließen. Denn eins stimmt natürlich auch: die meisten Georgier haben nicht viel. Umso erstaunlicher, wie freigiebig sie mit allem sind was sie haben. Leicht hatten sie es nie. Seit Jahrtausenden mehr oder weniger dauerbesetzt, inzwischen zwar unabhängig, aber immer noch zerrissen durch die abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien. Einmal wurde uns die Legende erzählt, wie die Georgier zu ihrem Land kamen: alle Nationen sollten zu Gott kommen, damit er ihnen ihr Stück Land zuteilen konnte. Nur die Georgier hatten gefeiert und getrunken und kamen deshalb zu spät (durchaus vorstellbar), so dass kein Gebiet mehr übrig war. Und so gab Gott ihnen das Stück Land, das er eigentlich für sich selbst zurückbehalten hatte…

Was also wird uns am meisten fehlen? Schwer zu sagen. Klar, die einzigartige Natur. Die neugierigen, herzlichen, offenen, eigensinnigen Menschen. Die Ruhe, jeder hat irgendwie immer Zeit. All die Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine, Hühner, Hunde und Gänse, die den Straßenverkehr beleben und mitgestalten. Überhaupt den Verkehrs-Irrsinn (Jürgen findet ihn allerdings nicht stressig: es fehlt die deutsche Besserwisser-Mentalität, alles geht rasant und wirkt chaotisch, es wird aber auch mal kurz Platz gemacht, wenn jemand schneller fahren möchte). Die völlig überladenen uralten Last- und Lieferwagen, die vor sich hin tuckernden jahrzehntealten unzerstörbaren Sowjetfahrzeuge, die für ALLES benutzt werden. Der Pragmatismus, mit dem Probleme gelöst werden: ist ein Schlagloch mal wirklich SEHR tief, wird für unbestimmte Zeit ein alter Autoreifen reingestellt. Die „Alles ist möglich“-Mentalität. Die Laubfeuer, die ganze Dörfer einnebeln. Die alten Weiblein mit und ohne Krückstock, die an den Straßenrändern verkaufen, was der Garten hergibt oder im jeweiligen Gebiet Saison hat (bedeutet: kilometerweit gibt´s Kürbisse, dann Honig, dann Äpfel, dann Nüsse, dann Töpferwaren, dann Rosinenbrot – nur das und nichts anderes).  Den selbstgebrannten Chacha und das immer frische Essen. All die „Georgien-Fans“, denen wir hier begegnet sind. Denn ich glaube, man kann nicht hier gewesen sein, ohne ein Fan zu werden. Und noch trifft man hier Reisende (zumindest, wenn man außerhalb der Saison kommt) – und keine Touristen. Aber auch das wird sich ändern. Das Land ist zu schön, als dass es nicht entdeckt wird und den Georgiern ist zu gönnen, dass mit dem Tourismus vielleicht auch Wohlstand kommt. Wir aber – wir sind froh, JETZT hier gewesen zu sein! Und so gereist zu sein, wie wir es getan haben: mal im Camper in der Wildnis, mal zu Besuch bei verschiedenen Menschen, mal auf den Spuren der Geschichte. Wir zumindest haben das Gefühl, viel erlebt und mitgenommen zu haben. Und wenn wir dieses Mal nicht alles geschafft haben (das ist ja nicht möglich!): wir brauchen ja auch Gründe, um wiederzukommen! Heute also durchquerten wir nochmal das verrückte Batumi am Schwarzen Meer (Georgiens Klein-Dubai von dschungelartigen Hügeln umgeben), passierten die türkische Grenze (zack – da war die verlorene Stunde wieder), ließen ein bisschen Herzblut in Georgien zurück und freuten uns trotzdem, als wir die Muezzine wieder von den Minaretten singen hörten. Auch das wird fehlen!

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