
Letzter Tag in Istanbul, letzter Tag in der Türkei. So langsam fühlt sich alles ein bisschen wie Abschied an. Von unseren endlos erscheinenden drei Monaten bleiben noch gute zwei Wochen übrig. Etwas wehmütig sitzen wir auf der hübschen Dachterrasse unseres Hotels mit Blick auf die blaue Moschee. Bauarbeiter kraxeln auf der gewaltigen runden Kuppel herum. Trotz all der Touristen: man merkt schon, dass die Saison zu Ende ist – überall wird instandgesetzt und ausgebessert. Bald danach sind wir wieder unterwegs. Raus aus dem Gassengewirr ging übrigens wesentlich einfacher als rein. In diese Richtung waren uns die Einbahnstraßen gnädig. Neue Grenze, neues Glück: nach knapp drei Stunden stellen wir uns an der türkisch-griechischen Grenze an. Die Grenzbeamtin lässt die Auto-Tür öffnen und man muss kein Gedankenleser sein, um zu erkennen, dass sie das Gleiche denkt, wie die Dame am bulgarischen Zoll vor vielen Wochen. Wer kann sich noch erinnern? „Ah, Camper! You can´t find anything!“ Und in beiden Fällen wurde die Tür alsbald wieder zugeknallt!

„Hellas!“ Griechenland, wir kommen. Und zack! – wir bekommen eine weitere verlorene Stunde wieder zurück! Unsere Reise führt und parallel am Meer entlang: mal ist es zu sehen, mal nicht. Kurz nach Alexandroupolis erreichen wir das Nestos-Flussdelta direkt am Meer mit seinen Süßwasserseen, Lagunen und Schwemmland. Hier soll man im Winter einige außergewöhnliche Vogelarten zu Gesicht bekommen, haben wir gehört. Wie zum Beweis schweben zwei Pelikane im Tiefflug über uns hinweg und landen im Vistonida-See. Wir schauen und staunen: auf der glatten, blauen Wasserfläche schaukeln Dutzende der charakteristischen Pelikan-Silhouetten in der tiefstehenden Sonne. Riesige, majestätische Vögel! Doch damit nicht genug! Nur kurze Zeit später entdecken wir in der weit verzweigten Seenlandschaft lauter rosa Punkte auf dem Wasser. Nächster Stopp: wir haben richtig vermutet! Flamingos! Und während wir diese noch bewundern rauschen die nächsten Pelikane mit ihren ausgebreiteten etwa zwei Meter Spannweite messenden Flügeln über uns hinweg. Außerdem entdecken wir die üblichen Verdächtigen: Reiher (hier auch in weiß), Möwen, Kormorane, Enten. Die Geräuschkulisse ist beeindruckend: schnattern, quaken, quietsche, pfeifen, schnarren. Man fühlt sich, wie im Zoo oder besser: in Afrika! Langsam wird es dämmerig, darum suchen wir uns einen Schlafplatz am Meer. Der vorhandene Campingplatz ist geschlossen, was wir schon vermutet haben. Also rauf auf den Sandstrand – hoppla, schlechte Idee. Wir haben keinen Offroader, die Vorderräder graben sich tief in den Sand. Und nichts geht mehr! Kurze Ratlosigkeit, doch die gute, alte, gelbe Tupperschüssel hilft beim Ausgraben. Laaangsam Gas geben, vorsichtig rückwärts… geschafft! Glück gehabt, aber wir entscheiden schnell, das Auto dann doch lieber auf dem Wiesenstreifen am Straßenrand stehen zu lassen. Hier ist tote Hose, die Saison vorbei und es sieht nicht aus, als würde sich jemand an einem wild campenden Pärchen stören. Tisch, Stuhl und Herd kommen aber mit auf den Strand und kurz darauf ist unsere kleine Küche mit dem brutzelnden Risotto ein winziges Lichtpünktchen unter einem grandiosen Sternenhimmel (mit Vollmond) mitten zwischen unendlichem Strand und Meer…
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