
Albanien – Montenegro – Bosnien Herzegowina – Kroatien. Im Schnelldurchlauf geht´s durch die bekannten Länder zurück Richtung Heimat. Allerdings wählen wir natürlich nicht die genau gleiche Route, schließlich wollen wir ja Neues sehen. Abschied von den albanischen Bergen. Vor uns die Bergstraße hinauf ein heftig schnaufendes Moped besetzt mit Enkel vorne (der eine eingeschweißte Pallette Eier an die Brust drückt und darum einhändig fährt) und Opa hinten (den Regenschirm quer über den Knien, den Krückstock mit gefüllter Plastik-Einkaufstüte über der Schulter). Ein Hut, ein Stock, ein Re-gen-schirm! Spannender Anblick, trotzdem überholen wir irgendwann. Die albanischen Berge müssen ein Wander-Traum sein! Zerklüftet, einsam mit immer währendem Blick auf die blaue See! Auch hier werden wir sicher wieder herkommen… nicht ganz so schön die Ebene rund um Tirana. Über hundert Kilometer brausen wir auf der Schnellstraße, rechts und links Baufirmen und Protzbauten. Marmorweiße Säulen, goldene Pferde – wir können nicht immer den Zweck der Gebäude erkennen, fühlen uns aber sehr stark an die kosovarische Ebene erinnert: Baumaterial und Prunk und Protz zwischen ärmlichen, unverputzten Häuschen und leider auch wieder viel mehr Müll, der an den Straßenrändern und in den Parkbuchten liegt. Interessanter dann aber wieder, was so an den Straßenrändern verkauft wird. Auch hier wird der Devise gefolgt: verkauft wird, was hier produziert wird. In diesem Fall: Mandarinen von den umliegenden Mandarinen-Plantagen (die super-lecker schmecken!), Kohlköpfe und (das ist neu) Hühner und Truthähne, die in Drahtkäfigen am Straßenrand feilgeboten werden. Die beiden letzteren Dinge kaufen wir aus Platzgründen nicht. Kurz darauf überqueren wir die Buna, einen sehr breiten, kräftig fließenden Strom, in dem es offensichtlich schmackhafte Fische zu fangen gibt, wie wir beobachten können. Auf hohen Gerüsten mitten in der Strömung stehen etliche Fischer, die mit Zahnradmechanismen riesige Netze in die Höhe kurbeln, die quer über den ganzen Fluss gespannt sind. Mit diesem Eindruck verlassen wir Albanien und passieren die Grenze nach Montenegro. Rechts von uns das gewaltige Durmitor-Gebirge, diesmal allerdings führt unsere Route südlicher als bei unserer ersten Fahrt in entgegen gesetzter Richtung. Und beinahe gleichzeitig haben wir ein ähnliches Gefühl: hier schließt sich der Kreis, hier (oder fast hier) sind wir schon gewesen vor gefühlt ganz schön langer Zeit. Am Beginn unserer Reise, als wir uns noch nicht wirklich vorstellen konnten, was uns alles erwarten würde. Und jetzt fühlt es sich beinahe vertraut an – und mal wieder wie ein kleiner Abschied.

Bald gibt´s von den Bergen nicht mehr allzuviel zu sehen, denn (Ihr wisst´s noch) um fünf wird´s dunkel und unsere heutige Tagesetappe ist ziemlich lang: mehr als sieben Stunden Fahrt auf gut dreihundert Kilometer (ja, wir befinden uns auf Küsten- und Bergstraßen, da dauert das so seine Zeit). Noch sind wir entspannt, denn eine neue, von einem unserer Camping-Bekanntschaften empfohlene Campingplatz-App verspricht einen geöffneten Platz an der Bucht von Kotor. Den es allerdings nicht gibt – und die letzten Monate (oder Jahre) auch nicht gegeben hat. Nichts deutet auf einen Campingplatz hin. Die Küste zudem nicht Wildcamper-geeignet: Hotels, Wohngebiete und Hafen, aber keine Freiflächen. Die anderen Plätze haben saisonbedingt schon die Tore geschlossen. Also zurück zum guten, alten Park4Night, das uns einen Platz auf dem Berg oberhalb der Bucht von Kotor ausspuckt.

Herrliche Aussicht, alte Festung, Kühe und Esel am Morgen und einiges an Glasscherben, berichten die Kommentare. Mangels Alternativen schauen wir es uns an – inzwischen sind wir ziemlich hungrig und müde (man kann sich nicht den ganzen Tag nur von leckeren Mandarinen ernähren!). Wir schrauben uns die Serpentinen nach oben und (fast) alles stimmt: die gigantische Aussicht auf die fjord-artige, wie ein dreiblättriges Kleeblatt geformte Bucht (die Umrisse erkennt man in der Dunkelheit an den tausenden Lichtern der Städtchen und den rabenschwarzen Wasserflächen. Und auch die Festung ist vorhanden. An tierischem Besuch gibt´s vorerst mal nur wieder den obligatorischen Straßenhund – diesmal ein besonders räudiges Exemplar. Auch die Glasscherben gibt´s, weshalb wir unseren Camper ziemlich am Rand der Rasenfläche abstellen. Aber Hauptsache: wir stehen! Und es gibt was zu essen! Und ein gemütliches Bett! Wir schlafen so gut, dass uns selbst der auf´s Autodach prasselnde Regen mitten in der Nacht nur kurz aufweckt…
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