Und plötzlich kribbelt es doch im Magen, denn mit einem Schlag wird es ernst! Zu Hause noch ein letzter Blick innen und außen: Kühlschränke abgetaut, Sofas und Bett in Folie gehüllt, nichts Vergessenes liegt mehr rum, Fensterläden verriegelt und verrammelt. Das Haus sieht so verlassen aus wie wir uns kurz fühlen.
Doch zum Glück werden wir auf dem Schreyerhof schon erwartet, ganze 20 Fahrminuten entfernt, denn das wird unsere erste Station sein! Dank Familie Männer gibt´s hier Privatcamping in bester Lage mitten im Weinberg, inklusive aller angereisten Freunde. Als wären noch nicht genug Abschiede gefeiert worden gibt´s hier noch ein letztes Stelldichein. Kaffee, Kuchen, Jürgen Ös sagenhafte Wildcurrywürste mit allem Drum und Dran. Und damit wir auch wissen, wen wir vermissen dürfen noch verschiedene Aufgaben erfüllt werden. Häkeln und handarbeiten, damit unsere Reisebegleiterin, das Kehrwasserhuhn Eleonore mit neuen Schwanzfedern auf die Reise gehen kann? Kein Problem! Das Erfinden einer gemeinsamen Henna-Bemalung für die Damenrunde? Auch das schaffen wir mit links! Und am Ende gibt´s für die beiden Auszeitler ein jeweils individuell bedrucktes Badetuch – unsere Freunde wissen halt, was wir so brauchen! Die Nacht ist kurz, der Abschied naht. Die letzten Tränen, Umarmungen und guten Wünsche und wir rumpeln vom Hof, noch einmal abklatschen und winken und weg sind wir.
Wir sind unterwegs! Sieben Monate liegen vor uns, die mit Leben, Abenteuern, Erfahrungen, Erlebnissen und Begegnungen gefüllt werden wollen! Was werden sie uns bringen? Zuerst mal noch mehr Bekanntes: in Großholzhausen warten Schwägerin Bettina und Schwager Reinhard schon mit dem Abendessen auf uns und am nächsten Morgen decken wir uns im nahegelegenen Sportcenter noch mit passender Reiseklamotte ein. Ebenfalls nicht neu: man trägt viel mehr raus als man eigentlich wollte!
Und nun geht´s durch Österreichs Bergwelt und Tunnel, es wird erst kälter, dann sogar weiss, doch als wir am Nachmittag im slowenischen Örtchen Bled ankommen, trifft fast rechtzeitig das bestellte Wetter ein: die Sonne schafft´s immer wieder durch die Wolken! Wir erkunden den See und stellen fest: das muss das slowenische Pendant zum Mummelsee sein. Wir sind froh, außerhalb der Saison hier zu sein, denn Spielcasinos, Bars, Restaurants, asphaltierte Flanierwege, Boote und Bötchen im und rund ums Wasser zeugen von viel Rummel und Geschäftigkeit. Jürgen und ich entdecken einen Wanderweg, der sehr steil durch Waldgebiet auf Aussichtspunkte oberhalb des „Blejsko jezero“ führt und plötzlich umgibt uns Vogelgezwitscher, Wind in den Bäumen, erste Frühlingsblumen und jede Menge Ruhe! Wie fast immer ist es auch hier: wenige Schritte weg von Parkplatz und Unterhaltungsinfrastruktur und schon ist man in einer anderen Welt! Und von hier oben hat man wirklich einen fantastischen Ausblick auf den dunkelblauen See und seine Insel „Blejski Otok“ mit der Marienkirche drauf, die übrigens anscheinend die einzige Insel Sloweniens sein soll.
Und ganz nebenbei erfüllt sich auch der erste Wunsch aus dem „Gute-Wünsche-Buch“: Schnee auf den Bergen sehen! Denn im Hintergrund des Bleder Sees ragen die weißen Gipfel der Julischen Alpen in die Höhe!

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