DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2025  ·  17. April 2025

Gestrandet in Albanien

Oder: How to get an unplanned trip to Tirana

Wo fangen wir an? Am besten am Grenzübertritt Montenegro-Albanien. Wandern und einzigartige Natur erleben war der Plan. Doch kurz vor Shkodre plötzlich ein leider allzu vertrautes und gänzlich unwillkommenes Gefühl beim Gasgeben! Viele von Euch erinnern sich: bei unserem Vito gab es von Anfang an Probleme mit der Software, die dazu führten, dass ein Sensor ein vermeintliches Problem zu erkennen glaubte und ins Notprogramm schaltete. Dieses Notprogramm wiederum ließ den Wagen nur noch in Schrittgeschwindigkeit vorankommen, d.h. nicht weiter als bis zur nächsten Werkstatt. Über zwei Jahre hinweg ging es mit Mercedes hin und her und (lange Rede kurzer Sinn) endlich wurde zugestanden, dass nicht nur unser Vito mit diesem Problem kämpfte. So konnte vor etwa einem Jahr eine neue Software eingespielt werden und – hurra – anscheinend war das Problem nun Geschichte. Bis – ja bis zu jenem unglücklichen Abend in Albanien. Ob es sich wirklich um dieselbe Sache handelte oder nicht? Wir wussten es nicht, also das übliche Spiel: Mercedes Pannenhilfe anrufen, warten, warten, warten. Der versprochene Mechaniker kommt nicht. Nochmal anrufen – wieder dasselbe. Irgendwann in der Nacht beschließen wir: das klappt nicht! Wir rollen im Schneckentempo zur nächsten Werkstatt, schließlich sind die Straßen jetzt leer. Wir haben immerhin Glück: es geht nahezu die ganzen 20 Kilometer leicht bergab. Sonst wären wir wohl nicht angekommen…

Was jetzt folgt ist wenig rühmlich für Mercedes Deutschland (internationales Top-Unternehmen!), dafür umso mehr eine Hymne an eine unfassbare Hilfsbereitschaft der albanischen Menschen, vor denen wir den Hut ziehen, vor einem nach dem anderen!

 

Los geht´s mit einem kleinen, alten Männlein, das die winzige Werkstatt in einem Vorörtchen von Shkodre in der Nacht bewachen soll. Unser Plan wäre gewesen, den Rest der Nacht davor in unserem Auto zu verbringen. Das wird nicht zugelassen, wir werden auf´s Gelände gewunken, das Rolltor schließt sich und besser behütet war unser Schlaf wohl selten.

Weiter geht´s mit zwei Brüdern, die nur ein paar Schritte entfernt ein Restaurant betreiben. Eigentlich wollten wir nur einen Kaffee holen, doch gleich sind wir im Gespräch, Bruder Nummer eins begleitet uns zurück zur Werkstatt und dolmetscht mit dem nicht des Englischen mächtigen Mechaniker. Der liest mit seinem Gerät ein Problem mit dem Rußpartikelfilter aus. Also doch nicht das altbekannte Softwareproblem? Helfen kann er allerdings nicht. Von Bruder Nummer zwei (der acht Jahre in Deutschland gelebt hat und sich stolz mit uns in unserer Landessprache unterhält) erfahren wir, dass das Mercedes-Label über dem Werksatteingang nicht wirklich aussagekräftig ist und von jedem aufgehängt werden kann. Wir werden zur nächsten Werkstatt zwei Straßen weiter begleitet, dort kann der Filter eventuell ausgebaut und gereinigt werden. Auch hier: kein Englisch, aber wir haben ja einen Übersetzer. Und auch hier traut man sich nicht so recht an die komplexe Elektronik heran. Die aufgedrehte Schelle am Partikelfilter wird also wieder zugedreht.
Wir telefonieren nochmal mit Mercedes Deutschland aber, um es kurz zu machen: alle folgenden Entscheidungen treffen mehr oder weniger wir…

Die nächste mit den albanischen Mechanikern und die heißt: auf nach Tirana, dort befindet sich der offizielle (und einzige) Mercedespartner Albaniens. Während wir auf den Abschleppwagen warten wird uns im Restaurant der beiden Brüder ein fantastisches Mittagessen serviert, danach geht´s los!
Auch der Fahrer des Abschleppers ist super freundlich, wenn auch ebenfalls nicht des englischen mächtig. Dafür kommuniziert er mit sichtlicher Freude durch seine dröhnend laute Hupe mit anderen Verkehrsteilnehmern. Hierfür befindet sich eigens ein großer roter Buzzer auf seinem Armaturenbrett.
Zwei Stunden geht´s nach Tirana. Die Mercedes-Werkstatt wirkt tatsächlich groß, professionell und absolut auf dem neuesten Stand. Und vom ersten Moment an wird unsere „13“ von einer hoch engagierten Mannschaft betreut, die keine Sekunde Zweifel daran aufkommen lässt, dass sie mit all ihren Kräften auf Fehlersuche sind. Und an dieser Stelle gibt es von unserer Seite zwar die größte Hochachtung für die albanischen Mechaniker und Ingenieure, dafür aber nicht einmal einen halben Stern für die Unterstützung der Kollegen aus Deutschland! Die Telefon-Odyssee hier in allen Einzelheiten zu beschreiben möchte ich niemandem zumuten. Aber: lückenhafte Informationen zum Vorgehen vor Ort, Verweisungen von Hinz zu Kunz (anscheinend ist niemand für irgendwas zuständig), völliges Missverstehen der Lage (NEIN! Wir wollen nicht nach Deutschland zurück! Und wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann auf keinen Fall nach Ludwigsburg, sondern möglichst nahe der Grenze! Geht nicht, geht doch -jeder weiß was anderes!), teilweise unverschämte Telefonmitarbeiter und das Gröbste: keine Bereitschaft, den albanischen Kollegen Informationen  oder Protokolle zu zurückliegenden Reparaturen/ Vorgehensweisen zukommen zu lassen: auf englisch telefonieren??? Ich sage noch einmal: internationaler Konzern??? Somit sind die Albaner bei ihrer Fehlersuche auf sich alleine gestellt und auf die Informationen, die wir ihnen geben können. Dreieinhalb Tage lang! Es ist nie klar, ob der (inzwischen gereinigte) Rußpartikelfilter, ein Sensor oder die alte Geschichte die Probleme verursacht. Fakt ist, die Probleme verschwinden und tauchen wieder auf. Und natürlich sind in Albanien keine Möglichkeiten vorhanden, mit der deutschen Software zu arbeiten (warum eigentlich nicht?). 

Und: How to get an unplanned ferry to Ancona

Am Freitag Nachmittag – wir nächtigen in einem mittel gemütlichen Hotel in der Nähe und überbrücken die Wartezeiten mit Ausflügen nach Tirana und Umgebung – sieht es aus als wäre mit einem abschließenden Tausch eines Sensors endlich alles gut. Unser Hauptansprechpartner – immer hilfsbereit, aber mit eher neutralem Gesichtsausdruck ausgestattet– strahlt uns an! Doch – wir fahren kaum vom Hof, da ist das Problem wieder da!
Ich kann nicht sagen, wer in diesem Moment unglücklicher ist: wir oder unsere albanische Crew! Sieben Mann stehen nun um unser Auto herum und so langsam bekommen wir das Gefühl: hier wurde alles getan, was nur getan werden konnte! Wir wissen inzwischen auch: in Deutschland läuft eine Rückrufaktion. Überall wird die neue Software aufgespielt. Und egal, was hinter unserem Problem steckt: es muss vielleicht wirklich in Deutschland gelöst werden! Doch wie hinkommen? Ein Rücktransport kann Wochen dauern!
Mit einem Zurücksetzen des Systems sollten wir trotzdem ein gutes Stück vorankommen. Und so reift der Plan: morgen wollen die Mechaniker nochmal alles dran setzen und auf jeden Fall dafür sorgen, dass das System eine Weile läuft. Am Nachmittag werden wir uns und unser Auto auf eine Fähre von Durres nach Ancona laden.
Und ab da? Drückt uns die Daumen, dass wir es bis nach Rosenheim schaffen! Ansonsten wird´s wieder der Abschlepper. Aber das kennen wir ja schon…

 

Ach ja, die Hilfsbereitschaft unserer Mechaniker ist an dieser Stelle noch nicht zu Ende. Wir wollen keine weitere Nacht im Hotel verbringen und da das Auto ja leidlich läuft wird zuerst versucht, einen Campingplatz in der Nähe zu finden. Nachdem das misslingt vermittelt einer der Herren einen Übernachtungsplatz neben dem Restaurant eines Freundes am See. Und trotz allem Unglück: es wird ein netter Abend. Wir werden herzlich empfangen und mit bestem albanischen Essen verwöhnt. Nachtisch und Raki gehen auf´s Haus: „for friends from Germany!“
Und auch, wenn wir Albanien morgen erstmal (unfreiwillig) den Rücken kehren müssen: wir werden wiederkommen!

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Kommentare: 5
  • #1

    Sonja (Freitag, 18 April 2025 08:15)

    Erst einmal muss ich sagen, dein Blog ist wirklich klasse und sehr unterhaltsam �. Jetzt wünsche ich euch viel Erfolg bei der Mission Go Vito go

  • #2

    Rose und Jochen (Freitag, 18 April 2025 08:43)

    Wir drücken euch feste die Daumen!
    Sind natürlich erfreut über die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung bzgl. Unterkunft und Verpflegung.
    Überall trifft man ,Menschen,
    Deine Berichte sind immer super Laila!
    Herzliche Grüße

  • #3

    Bernd + Helga (Freitag, 18 April 2025 09:58)

    Ohoh!
    Hoffentlich kriegt Ihr die Sache noch hingebogen! Aber die Leute dort sind anscheinend echt super! Aber Mercedes - ojeh - das erwartet man von denen ja eigentlich nicht.....

  • #4

    Bernd + Helga (Freitag, 18 April 2025 10:02)

    .....und aus der Sache mit Mercedes solltet Ihr eine ausführliche Extra-Story machen und veröffentlichen

  • #5

    Ursula Becker (Freitag, 18 April 2025 13:29)

    Hallo Laila,
    dein Blog ist wirklich sehr schön, so kann man ein bisschen mitreisen und träumen. Hoffe ihr kommt gut in Rosenheim an und der Schaden kann schnell behoben werden. Herzliche Grüße Ursula

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