Am Ossiacher See startete im September 2019 unsere erste Auszeit und nun sind wir wieder hier – allerdings am gegenüberliegenden Seeufer. Die Wolken hängen tief, Regen ist angekündigt und wir merken, dass die letzten zehn Tage mit all den Aufs und Abs, Werkstattterminen, Planänderungen und der Anspannung doch ein wenig Stress verursacht haben. Also erstmal in Ruhe ankommen, einrichten, kochen und sich wieder auf das Gefühl einlassen: wir sind unterwegs! Wir schmieden Pläne, ich schreibe die ungarische Kollegin nach kulinarischen (und anderen) Tipps aus ihrer Heimat an und lese ein bisschen im Rumänien-Reiseführer (Bärenwanderungen!). Jürgen befragt „Hermine“ (aka ChatGPT) nach spannenden Routen mit möglichst vielen Bergpässen und Dank des pünktlich eintreffenden Regens bekommen wir gleich Gelegenheit, die neue Seitenwand unserer Markise zu testen. Klappt alles bestens, wir sitzen gemütlich vor unserer „Wilden 13“ und freuen uns, dass die Lufttemperatur sich trotz Nässe angenehm anfühlt. Was man von der Wassertemperatur nicht behaupten kann, wie ich am nächsten Morgen feststelle! Aber an See oder Meer zu campieren und nach dem Aufstehen nicht als erstes ins Wasser springen (na gut, zähneklappernd reinsteigen)? Geht gar nicht! Also Augen zu und rein! Jürgen ist schneller, er löst das Problem via Kopfsprung, bis ich drin bin ist er schon einmal um den Steg gekrault, aber jedem das Seine!
Nach zwei Tagen geht´s weiter: wir nehmen das Regenwetter einfach mit und entscheiden, einen uns unbekannten Pass nach Slowenien auszuprobieren: den Loibl-Pass. Wir sind noch nicht ganz oben, da
lockt ein Schild „Tscheppach-Schlucht“ und dazu ein kurzer Blick in eine enge Klamm. Sieht auch bei Regen gut aus, also wird angehalten und nun bekommen auch die Regenhosen und – jacken ihren
ersten Auftritt. Allerdings ist am Eingang der Klamm auch schon Schluss. Für diese Saison noch nicht geöffnet und mit einer Eisentür verrammelt. Schade, aber wir wissen ja, dass hinter jeder Ecke
spannende Wege lauern und darum folgen wir einfach einem anderen Wegweiser: Tschaukofall. Anscheinend sind wir immer noch auf der Jagd nach den Wasserfällen. Sollen wir Getränke mitnehmen?
Quatsch, ist ja nur ein kurzer Weg, lohnt nicht und bei dem Dauergeplätscher um uns herum bekommt man ohnehin keinen Durst! Natürlich treffen wir auf dem sehr hübschen Wanderweg durch den Wald
keinen Menschen, lernen aber, wer Peter Tschauko war, nach dem der Wasserfall benannt wurde. Ein Arzt, Forscher, Bergsteiger und Weltreisender aus der Region, der als der Entdecker der
Tscheppach-Schlucht gilt. Bekanntermaßen entdecken wir heute zwar nicht die Schlucht, doch am Wasserfall können wir doch einen Blick hineinwerfen und erblicken auch die kleine Brücke wieder, die
die Schlucht überspannt. Und hier gibt´s gleich noch eine Legende dazu, wie sie in vielen Gebieten erzählt werden. Angeblich wollte vor langer Zeit ein Bauer aus dem Loibltal diese Schlucht
überqueren, musste aber feststellen, dass ein Hochwasser die Brücke davongespült hatte. Wie er noch ratlos davor stand näherte sich ihm der Teufel, der sich als Jäger getarnt hatte. Er versprach
dem Bauern, eine neue Brücke zu errichten, wollte zum Lohne aber die erste Seele, die diese Brücke benutzte. Der Bäuerlein war wohl tatsächlich bauernschlau, erkannte sowohl den Teufel als auch
dessen List, sagte ihm aber trotzdem zu. Als die Brücke stand schickte der Bauer zuerst seinen Ziegenbock hinüber, was dem Teufel natürlich nicht gefiel und ihn in eine solche Wut versetzte, dass
er den Bock bei den Hörnern packte und mit ihm in die Hölle ritt. Wir reiten zwar nicht, entscheiden aber trotzdem, dass wir noch ein Stückchen weiter laufen können. Und natürlich wird´s mal
wieder ein etwas größeres Stückchen (ohne Getränk, aber im Regen, ihr erinnert Euch). Allerdings sollten wir es nicht bereuen, denn der Weg führt malerisch am wilden Bodenbach entlang und als
Highlight durchbricht der Bach sogar eine massive Felswand und rauscht durch das so entstandene Felsentor. Zwei Stunden später rauscht das Wasser gefühlt auch in den völlig durchweichten Schuhen
und wir spannen erstmal kreuz und quer Leinen durch den Camper, um alle nassen Klamotten trocknen zu können.
Mit unserer fahrenden Waschküche überqueren wir die slowenische Grenze und – genau, auch diesmal haben wir das Regenwetter wieder dabei. Saftig grün sieht aber alles aus, die Berggipfel ringsum
haben noch ordentlich Schnee und das Thermometer zeigt 8 Grad – brrr!
Dafür landen wir aber einen übernachtungstechnischen Volltreffer! Ein Bauernhof, auf dem auf Wunsch für die Gäste slowenische Spezialitäten gekocht werden, auf dessen weitläufigen Gelände schönstes Wildcamping-Feeling aufkommt und auf dem ein alter Stall auf charmanteste Weise zum Waschraum umgebaut wurde! Und wer wären wir, am Auto Nudeln zu kochen (im Regen!), wenn das slowenische Menü winkt. Und schließlich möchte man den Menschen, deren Länder man bereist auch etwas dalassen. Wir werden nicht enttäuscht! Während im Camper also die Heizung bullert (ein weiteres Loblied auf sie!) und die Klamotten fertig trocknen genießen wir unter anderem Masunjek und Zganci. Was dahinter steckt? Findet es mal selbst heraus…
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