DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2025  ·  29. April 2025

Grüne Wasser

Auch wenn Jürgen der Abschied vom Hühnervolk noch so schwer fällt: heute verlassen wir unseren idyllischen Bauernhof Senkova domacija über den Seebergsattel Richtung Österreich. Und ja: viereinhalb Wochen sind wir unterwegs und es wirkt, als tingelten wir immer noch rund um Deutschland herum. Aber das sieht natürlich nur so aus, denn die fleißigen Mitleser kennen ja die Umstände…

Allerdings ist es tatsächlich nicht ganz einfach, Österreich hinter sich zu lassen, denn die von uns angefahrenen Ziele sind uns teilweise noch wenig bekannt oder schon lange nicht mehr besucht. Ziel Nummer eins heißt Grüner See und liegt in der Steiermark nahe Tragöß. Es handelt sich hier um einen Karstsee, der sich in prähistorischer Zeit durch einen Felssturz aufstaute und sich durch die abtauenden Schneemassen der umliegenden Berge füllt. Dadurch schwankt der Wasserspiegel sehr stark, im Frühsommer verschwinden die am Ufer aufgestellten Bänkchen unter dem Oberfläche. Man kann sich vorstellen, dass diese Tatsache Taucher aus aller Welt angezogen hat, allerdings ist das Tauchen seit 2015 verboten. Während wir in Richtung dieses für sein sagenhaft grünes Wasser bekannten Sees brausen lese ich aber, dass das Gewässer auf Grund fehlenden Niederschlags im vergangenen Winter immer noch völlig trocken liegt. Wann diese Situation das letzte Mal auftrat weiss man nicht, aber hier grüßt ganz klar der Klimawandel…

Wir wollen dort trotzdem eine Runde drehen, um uns selbst ein Bild zu machen und kommen auf dem Weg dorthin erstmal am Kreuzteich vorbei. Der immerhin hat Wasser. Am Grünen See aber ist tatsächlich nichts Grünes zu entdecken. Im vorderen Teil dümpeln ein paar trübe Pfützen und weiter hinten kann der Seegrund ganz ohne Taucherausrüstung erforscht werden. Gruselig…

Hinter uns wendet sich ein älteres arabisches Paar verwirrt an einen weiteren Spaziergänger: wo denn der berühmte Grüne See sei, sie suchen schon seit geraumer Weile danach und können ihn nicht finden! 

Später werden dafür wir anderweitig fündig: am Ufer eines ebenfalls grünen Sees darf gecampt werden! Der Jahreszeit sei mal wieder Dank: außer Karpfen und Enten im Wasser, am späteren Abend einigen Fledermäusen und im nahen Wald einem heulenden Uhu ist hier nicht viel los. Das Bad am nächsten Morgen im See ist aber – ebenfalls der Jahreszeit geschuldet – KALT!

Ziel Nummer zwei heißt Salza und wurde von uns immerhin (vor zwölf Jahren) schon einmal besucht. Lange, lange her also! Und ehrlicherweise ist uns hauptsächlich das unglaublich schlechte Wetter in Erinnerung geblieben. Kalt war es damals, goss tagelang wie aus Kübeln, die ebenfalls anwesende Jugendgruppe des Kanu-Club Bietigheim brach zwei Tage eher ihre Zelte ab und das übrig gebliebene durchweichte Häufchen erwachsener Paddler rettete sich nach absolvierter Kajaktour von Sauna zu Restaurant. „So ist das Wetter an der Salza doch immer!“ wurde uns lapidar erzählt und wir glaubten es einfach mal. Die Jugendgruppe unseres Vereins reiste trotzdem Jahr für Jahr im Frühling an die Salza und Mitpaddlerin und Organisatorin Ronja wurde nie müde zu beteuern, dass das Schlechtwetterimage ein Gerücht sei. So richtig glauben wollten wir es nie! Und darum muss nun an dieser Stelle Abbitte geleistet werden! Liebe Ronja, an einem sonnigen und warmen Montag Nachmittag standen wir am Ufer einer sagenhaft grünen Salza, das Wasser rauschte munter an unseren Füßen vorbei, die Vögel zwitscherten und wir konnten es kaum glauben: solltest Du all die Jahre Recht gehabt haben? Allzu lange hielt das schlechte Gewissen allerdings nicht! Keine Zeit verschwenden, Boote vom Dach und los ging´s! Jürgen startet erstmal alleine, um eventuelle Gefahrenstellen zu sichten, doch schon in der zweiten Runde bin ich dabei! Und wieder muss ich an unsere gute Ronja denken, die nie müde wurde, die Salza in den höchsten Tönen zu loben! Und ja, wenn die Sonne das unwirklich grüne Wasser zum Leuchten bringt und nach den ersten Schwällen und Katarakten klar wird, dass es sich hier um (für mich) reinstes Genuss-Wildwasser mit wenig Stressmomenten handelt, dann kann man ihr nur beipflichten. Wir paddeln an diesem Spätnachmittag nur eine kurze Distanz vom Campingplatz bis zum Örtchen Fachwerk. Doch  morgen soll es aufgregender werden!

Auf dem Programm steht eine etwa zehn Kilometer lange Strecke, die unter anderem eine spritzige Klamm namens Saggraben beinhaltet. Viel Presswasser wird versprochen, da bin nicht nur ich sofort dabei, sondern auch ein in Rumänien lebender Ungar aus dem Nachbarcamper. Denes heißt er, ist alleine angereist und freut sich darüber, sich uns anschließen zu können. Wir freuen uns auch und überlegen schon im Vorfeld, wer wohl als erstes das Boot freiwillig verlassen wird. Ich tippe auf mich, schließlich kenne ich die Strecke nicht und das Niveau soll sich zum gestrigen Stück ein wenig steigern. Denes aber ist Gentleman und nimmt selbst den ersten verblockten Wellenzug kopfunter. Halb so wild, Jürgen bescheinigt ihm gute Selbstrettungsqualitäten, denn Denes ist ruckzuck an Land und wieder fahrbereit. Einzig der Stolz scheint ein bisschen angekratzt. Aber nicht lange, denn dieser Abschnitt präsentiert sich wirklich spektakulär: wunderschöne und für mich zwar anspruchsvolle aber gut bewältigbare Katarakte wechseln sich mit herrlichen Genussstrecken ab. Durch die frühlingshaft grünen Bäume und das ebenso grüne Wasser kommt reinstes Dschungelfeeling auf. Und dann kommt die Klamm: eng presst sich das Wasser zwischen Wände aus Konglomeratgestein, Rutschen enden in kappelndem und pulsierendem Wasser und in den Schwällen schiebt es von allen Seiten! Aber ich bin gut vorbereitet und weiss, was getan werden muss: Bootsspitze ausrichten und paddeln, paddeln, paddeln! Glücklicherweise gibt es immer wieder kurze Passagen, in denen die Umgebung bewundert werden kann. Wie in einem grünen Zimmer fühlt man sich zwischen den Klammwänden. Aber – huch! – da kommt ja schon der nächste Schwall, also wieder paddeln, paddeln, paddeln! Am Ausstieg angekommen muss ich zugeben: dieser Abschnitt der Salza kommt definitiv in meine persönliche Top Ten! Zum Abschluss gibt´s ein gemeinsames Selfie der drei Klammhelden. Denes ist sich allerdings nicht sicher, ob er es seiner Frau nach Hause schicken möchte. Angeblich hat er sie über unser Alter belogen, um sie davon zu überzeugen, dass auch ältere Menschen noch Freude am Paddeln haben. Wie alt, fragen wir? Sechzig plus wäre die Altersgruppe die er benötige, meint er. Gleich darauf lädt er uns jedoch ein, ihn und seine Frau zu Hause zu besuchen, wenn wir auf unserer Reise in der Nähe seien. Ob ihm bis dahin wohl eine gute Geschichte bezüglich unseres Alters eingefallen ist?

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Kommentare: 1
  • #1

    Rose (Mittwoch, 30 April 2025 08:09)

    Wunderschöne Fotos! Die Welt ist schön! Sie soll so bleiben. Gute Reise euch Beiden.
    Den Seebergsattel kennen wir auch.

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