DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2025  ·  28. Mai 2025

Hoch hinaus!

Die Transalpina: Rumäniens legendärste Passstraße, an Spektakularität (gibt´s dieses Wort?) nur noch übertroffen von der berühmten Transfagarasan. In diesem Frühjahr wohl noch nicht offiziell zur Überquerung freigegeben, das ungewöhnlich kühle, nasse und in Höhen von 2132 Metern (andere Überlieferung 2145 Meter) bestimmt auch frostige und verschneite Wetter trägt die Schuld daran. Aus verschiedenen Quellen hörten wir aber, dass das Überfahren des Passes in den vergangenen Wochen schon mehrfach problemlos durchgeführt wurde. Und somit fällt die Entscheidung: das versuchen wir auch! Was kann schon mehr passieren, als dass wir umdrehen müssen? Dieses System wurde bekanntermaßen bereits bestens erprobt und in meinem Kopf formiert sich schon ein Alternativplan (den wir – Achtung Spoiler! nicht benötigen werden). Ebenfalls vom Plan begeistert ist unser neuer Kumpel und Schweizer Andrea, der mit seinem (fast) neu erstandenen Offroader angereist ist, um Rumänien auf spannenden Routen zu erkunden. So zieht er also als Erster los, um die Strecke zu scouten, die „13“ folgt bald. 

Die Transalpina, oder einfach 67c, durchquert übrigens die Transsilvanischen Alpen und verbindet so  über eine Strecke von 148 Kilometern  die kleine Walachei (wer schon immer wissen wollte, wo eigentlich die Walachei liegt) mit Siebenbürgen. Angeblich wurde sie schon von den Römern gebahnt, aber erst 1939 offiziell eröffnet und im Zweiten Weltkrieg aus strategischen Gründen ausgebaut. Erst ab 2009 wurde die Straße, die ursprünglich Drumul Regal (Königsstraße) hieß Stück für Stück asphaltiert. 

Das letzte größere Dorf am Fuße der Karpaten heißt Novaci, strahlt schon alpinen Charme aus und besitzt zahllose private und öffentliche Ziehbrunnen am Straßenrand, die offensichtlich alle noch in Benutzung sind. Mittels Schwungrads kann an einer Kette ein Eimer in die Tiefe gelassen und mit frischem Wasser wieder in die Höhe gezogen werden, was von mir gleich mal ausprobiert wird. Erfrischt geht´s weiter, die Straße steigt merklich an, vor uns ein grandioser Himmel mit Wolken in allen Grau- und Weiß-Tönen mit Flecken blauen Himmels dazwischen.

Ein Anruf von Andrea: er glaubt, es geht nicht weiter, überall Schnee! Und extrem windig ist es oben! Trotzdem wollen wir uns an besagter Stelle treffen. Und ja, er hat Recht: vor uns eine Schneewehe, ganz offensichtlich Neuschnee der letzten Tage, darum hatten unsere Informanten auch kein Problem damit. Und Wind! Nein Sturm! Oder Orkan! Die Autotür geht auf der Windseite nicht auf! Flink alle verfügbaren Klamotten angezogen, auf der anderen Seite ausgestiegen, die vom Kopf gerissene Mütze wieder eingefangen und in die Tasche gesteckt. Hoppla, bloß nicht davonblasen lassen. Andreas orangener Offroader steht da, von ihm keine Spur. Ob es ihn wohl davongeweht hat? Ach nein, da kommt er ja winkend durch den Schnee gestapft. Er hätte schon versucht, mit seinem geländetauglichen Fahrzeug über die steile und unbeschneite Wiese auszuweichen, auf der gegenüberliegenden Seite war aber Schluss. Zu steil! Die Schneewehe wäre aber gleich um die Ecke zu Ende. Probieren? überlegen wir. Probieren! Andrea bahnt mit seinem Auto den Weg, wir können folgen! Es wird fleißig fotografiert (Kamera festhalten!), sieht alles unproblematisch aus. Jürgen darf also in der Schneise folgen und ich Bilder knipsen. Zack – schiebt eine Orkanböe unsere „13“ aus der Spur, der Fahrer behält die Nerven, kommt wieder auf Kurs und… geschafft! Ab hier gibt´s den ersehnten Asphalt! Im Mini-Konvoi gondeln wir durch grandiose alpine, kahle Landschaften, wie eine Schlange windet sich die Transalpina-Hochstraße durch´s Gelände. 

Unser Plan: hier oben unter unverlichtsmogtem Sternenhimmel übernachten! Das Wetter spielt aber nicht mit: 3 Grad sagt das Thermometer (und noch ist nicht Nacht) definitiv zu kalt für Dachzelter Andrea. Und eigentlich auch für uns, denn auch wenn unser Camper von innen kuschelig warm wird: es graupelt und stürmt und aus der Pfanne geblasenes Essen gehört nicht zum bevorzugten Reise-Programm. Etwas tiefer bei zweistelligen Temperaturen und Windschutz campieren? Schwierig, denn auf dieser Seite des Passes finden wir dicht bewaldete Schluchten vor. Kein ebenes Fleckchen Platz im wilden Gelände. Kurzer Versuch, etwas höher zu kommen, aber hier kommt nun unser Fahrzeug an seine Grenzen. Also doch den nächsten Campingplatz am Fuße der Karpaten in Sugag anfahren. Und wieder erweist sich der Stopp als Glücksfall. Der freundliche Platzbesitzer (haben wir jemals einen unfreundlichen getroffen?) stellt uns gleich seinen Grill zur Verfügung, heizt ihn mit uns ein und reibt die sich erhitzende Metallfläche liebevoll mit einer Speckschwarte ab. Es kann losgehen! Die drei Expeditionsteilnehmer bestücken den Grill mit allem, was die Camperkisten so hergeben: Würstchen, Paprika, eingelegtem Käse und Ei! Was ein Festmahl! Zu uns gesellt sich gleich darauf noch Dieter mit seinem Suppentässchen. Ein Siebenbürgen-Deutscher, aufgewachsen in Rumänien und mit Anfang zwanzig nach Deutschland umgezogen. Hochinteressant, mal eine Innenansicht zu hören. Was haben wir alles gelernt? Aufgewachsen mit deutscher Sprache, lernte er rumänisch nur auf der Straße und später in der Schule. Hier wurden die Klassen aufgeteilt nach Kindern mit rumänischen Hintergrund und den siebenbürgener Sachsen. Je nach Muttersprache wurde als erste Fremdsprache rumänisch oder französisch unterrichtet. Ob es Probleme unter den einzelnen Ethnien gäbe? Anscheinend nicht, denn alles wäre sehr klar voneinander getrennt, man könne miteinander Kontakt haben, müsse es aber nicht. Ganz klar formuliert Dieter auch seine Zugehörigkeit: er sei Deutscher und als solcher aufgewachsen. Und spricht auch eine Problematik an: als Schüler sei er zuweilen als „Nazi“ (weil deutsch) bezeichnet worden. In Deutschland wiederum sei er „der Rumäne“. Ich erfahre, dass die Siebenbürgener seit fast 900 Jahren diesen Landstrich bewohnen und staune, wie lange sie ihre Kultur erhalten haben – eigentlich durch Isolation. Nach diesem Gespräch sind wir noch mehr gespannt auf Sibiu…

Bevor wir aber dort ankommen, nehmen wir (nachdem wir uns von den beiden Offroadern Andrea und Dieter verabschiedet haben, die eine spontane Tour angehen) noch ein wenig Grand-Canyon-Feeling am Wegesrand mit. Kurz hinter Mühlbach (Sebes) liegt Rapa Rosie, ein geologisches Reservat mit fantastischen Felsformationen in hellrot. Diese seltsamen Sandsteintürme entstanden durch Wind- und Wassererosion und bieten einen fast schon unwirklichen Anblick. Und wieder: wer dachte, der amerikanische Grand Canyon sei einmalig in der Welt, der irrt sich!

Natürlich möchten wir das Spektakel von allen Seiten bewundern und klettern, wandern und balancieren uns durch verschiedene Höhen und Tiefen, ohne dass es je langweilig wird. Und ganz nebenbei gibt es unterwegs jede Menge Flora und Fauna zu bewundern.

In der Nähe von Sibiu wartet „Camping Ananas“ auf uns. Warum dieser Name, will ich wissen, wo der Platz doch gar nicht in der Südsee liegt? Die Ananas ist ein Zeichen für Gastfreundschaft, erklärt der (auch diesmal) freundliche Besitzer auf Deutsch (vermutlich ein Siebenbürger). Aber wenn die Rumänen Ananas anbauen könnten, würden sie wohl Schnaps daraus machen! Na dann: Noroc! Denn Prost sollte man in Rumänien nicht sagen. Dieses Wort bedeutet hier „dumm“.

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Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Andrea der Schweizer� (Donnerstag, 29 Mai 2025 07:58)

    Hey Ihr beiden, es war richtig schön mit Euch, Danke für die tolle gemeinsame Zeit. Auf Eurer weiteren Reise wünsche ich Euch nur das Beste
    Liebe Grüsse und viel Sonnenschein oder funktionierende Tumbler�
    Andrea

  • #2

    Mamma Andrea (Donnerstag, 29 Mai 2025 09:27)

    Sehr intressant...danke für den tollen Beitrag,schön dass Ihr euch getroffen habt.Grüsse aus Malans CH

  • #3

    Margot (Samstag, 31 Mai 2025 15:47)

    Ichkomme aus dem Staunen nicht heraus. Wunderschön!

Digital findet ihr uns vielleicht bei Facebook?!

 Wo wir wohnen ist nicht wichtig! Haltet unterwegs die Augen nach der 13 auf!!

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