DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2025  ·  01. Juni 2025

Hot water for cold Germans

Was schmeckt in Rumänien am besten? Schwierige Frage: wenn man deftige Küche mag und keine Diät halten möchte, ist man hier richtig! Vegetarier könnten es hier schwer haben, denn die Hauptgerichte beinhalten beinahe ausnahmslos Fleisch. In Fluss- oder Seenähe auch gerne Fisch. Der Nachtisch-Favorit, der ebenfalls beinahe als Hauptgericht durchgehen könnte, wurde intern auch schon gekürt: Papanasi. Krapfen mit Marmelade und Sahne – kaum zu toppen! Jürgen und ich sind also zufrieden und halten uns an ein sehr wahres Sprichwort, das Ane (die Gastgeberin aus Kroatien) schon vor vielen Jahren mit sehr strenger Stimme ausgegeben hat: „No dieta in holiday!“ Und da sie zudem eine fantastische Köchin war und ist, schenken wir ihr Glauben und futtern uns durch Rumänien. Das Auto ist ja ohnehin schon überladen! 

Sibiu, Hauptstadt von Siebenbürgen/ Transsilvanien bietet eine weitere Gelegenheit, den lokalen Ernährungsgewohnheiten auf die Spur zu kommen und nachdem wir den extrem verregneten Vormittag (gibt´s Rumänien eigentlich auch ohne Regen?) mit Schweizer Andrea und  einem weiteren Paar (deren Sohn derzeit in Georgien ist und der sein Geld mit Reisevorträgen verdient – spannend!) unter unserer Markise verbracht haben, bestellen wir das Uber-Taxi (billiger und nervenschonender geht´s kaum) und sind gespannt auf neue Eindrücke. Gespannter bin wahrscheinlich ich, denn Jürgen kennt die Stadt schon von Geschäftsreisen. Was springt als erstes ins Auge? Die Tatsache, dass eventuelle Vegetarier (zumindest beim Street Food) doch eine Chance hätten: Lädchen an Lädchen mit frischen Hefefladen reihen sich im mittelalterlichen Zentrum aneinander. Es handelt sich um Hanklich, die mit Käse oder auch süßen Zutaten gefüllt sind. Jürgen hat jedoch zuerst eine andere Mission: nach neun Wochen wuchern die Haare in alle Richtungen und ein Friseur ist schnell gefunden. Und während er unterm Messer (sorry, unter der Schere) liegt, stöbere ich in einem kleinen Buchladen und finde so Einiges: von der Postkarte inklusive Briefmarke bis zu Büchern unzähliger Themen bezüglich Rumänien und Siebenbürgen in rumänisch, englisch und deutsch ist alles dabei. Anschließend verschaffe ich mir einen kurzen Überblick über das charmante Städtchen mit seinen unterschiedlichen Zunfthäusern, der mächtigen Wehrmauer und den Häusern, die mit ihren einzigartigen Dachgauben den Eindruck erwecken, als würde man beobachtet! 

Das historische Stadtzentrum wirkt unglaublich charmant und ein Grund dafür könnte folgender sein: Hermannstadt, wie der deutsche Name lautet, konnte sich seit seiner Gründung vor etwa 900 Jahren sehr erfolgreich gegen verschiedene Angriffe und daraus resultierenden Schaden schützen. Die einzige Zerstörung geht auf einen Angriff der Tataren im Jahre 1241 zurück. Der anschließende Bau von drei Ringmauern  und vierzig Wehrtürmen rund um die Stadt konnte von türkischen Angreifern nie überwunden werden.  Und so kann bis heute viel Authentisches und Nostalgisches besichtigt werden und beinahe wähnt man sich in einer deutschen Stadt, so sehr prägte die deutsche Besiedelung das architektonische Stadtbild.

Nachdem mir im Ortskern ein beinahe neuer Mann mit kurzen Haaren begegnet müssen weitere kulinarische Highlights (Ppanas! – und für Leute, die es lieber salzig mögen lokaöe Suppe) getestet werden. Eine Stadtführung wäre auch interessant, fällt mir ein, doch leider sind wir ein wenig spät dran und eine Abendführung gibt es nicht. So finden wir eine andere Lösung: via App kann eine Schnitzeljagd durch den Ortskern gespielt werden. Probieren wir aus. Und so rätseln wir uns durch Sibiu, folgen Hinweisen und erfahren nebenbei einige interessante Fakten. Ein paar davon gefällig? Ursprünglich sollte hier der höchste Kirchturm Siebenbürgens stehen. Und so zogen zwei Handwerker nach Bistritz (denn dort stand der bis dahin höchste Kirchturm der Region) und maßen mit einer Leine dessen Länge. Wie es manchmal so ist, kehrten sie auf dem Rückweg in einem Wirtshaus ein, verrieten nach mehreren Krügen Wein den geheimen Plan und so hatten die Bistritzer die Gelegenheit, die Leine der schlafenden Gesellen um zwei Meter zu kürzen . Und so steht der höchste Kirchturm mit 75 Metern Höhe bis heute in Bistritz, während der in Sibiu 73 Meter hoch ist. Eine weitere Legende rankt sich um die „Lügenbrücke“, die 1859 übrigens in Hessen hergestellt wurde. Es war die erste gusseiserne Brücke im Gebiet und auch die erste, die nicht auf Holzpfeilern stand. Es war also eine „Liegebrücke“ , der Name wandelte sich allerdings im Laufe der Jahre und  bis heute wird erzählt, dass die Brücke anfängt zu knarren oder gar einstürzt, wenn ein Lügner sie betritt. Außerdem sollen sich hier in vergangenen Zeiten die jungen Männer der Kadettenschule mit den Mädchen der Stadt verabredet und Liebesgelübde abgelegt haben, die sie nie einhielten. Und das ist durchaus vorstellbar!

Nach all diesen Legenden brauchen die Protagonisten nun etwas Handfestes und Dank Ania (vom deutschen Campingplatz in Nucsoara) haben wir gleich einen Anlaufpunkt. Crama Ileana heißt das Lokal, ist unsagbar gemütlich mit seinen traditionellen Holzschnitzereien und Dekorationen und bietet leckere traditionelle Küche an! Nach Papanasi am Nachmittag gibt es nun Mamaliga, ein Brei aus Polenta und Sauerrahm, dazu Käse (hoppla, doch was Vegetarisches gefunden!). Außerdem Hirtensuppe, Kraut- und Rote-Bete-Salat und, damit es nicht zu fleischfrei wird, für Jürgen ein Paprika-Steak! Und zum Abschluss? Natürlich Palinca, schließlich sind wir ja mit dem Taxi da! 

Wer erinnert sich noch an Denes, den Ungarn aus Rumänien, der mit uns beiden Deutschen  in Österreich auf der Salza paddeln war (wie viele Länder passen in einen sinnvollen Satz?)? Wir möchten die Einladung, ihn und seine Frau in deren Wochenendhaus nahe Sowata zu besuchen gerne annehmen, schauen uns unterwegs das wirklich sehenswerte Astra-Freilichtmuseum mit seinen originalen rumänischen Bauten an und machen uns auf den Weg. Ich glaube, Rumäniens Dörfer zu durchqueren, die winzigen Häuschen mit Vieh und Wäsche im Garten zu bestaunen, die Männlein und Weiblein, die aussehen, wie aus einem nostalgischen Film, die Schafherden nebst Hirten in den saftig  grünen Wiesen: das kann niemals langweilig werden! Und obwohl uns das Problem: die Abwanderung junger Leute in die Städte oder ins Ausland und das Aussterben der Dörfer durchaus bewusst ist, wirkt hier das Meiste, zumindest von außen betrachtet, erstaunlich intakt.

Wer erinnert sich nicht nur an Denes, sondern auch an seine Aussage, eigentlich möge er Deutsche nicht so gern? Nach der Begründung gefragt war die Antwort: sie wären sehr kalt. Und um eventuelle Kälte gar nicht erst zuzulassen gibt es schon am ersten Abend folgendes, schweißtreibende Programm: gestartet wird mit einem Barbecue direkt am Flüsschen. Während Denes´Frau Ildiko und ich in deren Küche noch die Beilagen vorbereiteten züngeln dort schon die Flammen des Grills in den Himmel. Gleichzeitig wird auch schon der Kaminofen in der kleinen Wohnung mit Blick direkt auf den Fluss eingeheizt, die wir bewohnen dürfen. Und nach dem leckeren und gemütlichen Essen wird voller Stolz der „hot tub“ vorgeführt. Ein großer Holzbottich, dessen Wasser mittels Holzfeuers beheizt werden kann. Es handelt sich übrigens um Salzwasser, das in einer nahen Quelle geholt wird. Das Feuer brennt schon seit geraumer Zeit, Dampfwolken schlagen uns entgegen und beim Eintauchen der Hand ins gar nicht kühle Nass war klar: als Basis für Suppe geeignet, bei anderer Verwendung müssen Maßnahmen ergriffen werden! Denes rührt mit dem Paddel (wofür es doch alles nützlich ist!) energisch im Topf, was die Temperatur nicht wirklich merklich verringert. Zum Glück ist der Fluss nicht weit und so werden Eimer mit kaltem Wasser herbeigeschleppt und bald steht einem heißen Badevergnügen nichts mehr im Wege! Fühlt sich beinahe an wie eine flüssige Sauna, dazu passend gibt´s zwischendurch Abkühlungseinheiten im rauschenden Bach. Danach schnell wieder zurück in die Wanne, bevor die inzwischen eigentlich überhaupt nicht mehr kalten Deutschen zu sehr auskühlen!

Als weiteres Programm gibt´s an diesem Wochenenden paddeln auf dem Lacul Bezid, ein Stausee, dem ein weiteres Dorf gleichen Namens zum Opfer fiel. Zum Andenken wurde ein Kirchturm mitten im Wasser gebaut. Außerdem werden die Salzseen besichtigt, die vor 150 Jahren durch den Einsturz eines Salzstocks entstanden sind. Jürgen und ich revanchieren uns mit einer Einladung in ein Fischrestaurant und werden dafür wiederum am Abend mit einer Vorführung ungarischer Tänze durch unsere beiden Gastgeber überrascht! Und staunen ein wenig, wie lebendig die ungarische Kultur in Rumänien über die vielen Jahrhunderte erhalten blieb! In einigen Gebieten, unter anderem in der Gemeinde Sowata überwiegt die ungarische Bevölkerung.

 

Ich habe Glück: meine Fähigkeiten bezüglich Rhythmus dürfen auf Klatschen beschränkt bleiben und da das Klatschen anscheinend mit viel Begeisterung ausgeführt wird, kommen wir in den Genuss weiterer Tanzdarbietungen. Und vielleicht – wer weiß – treffen wir die beiden in Georgien wieder. Denn dorthin wird sie ( so ein spontaner Entschluss auf Grund unserer Reiseberichte) ihr Weg im Herbst führen!

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