DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2025  ·  04. Juni 2025

Wenn der Bär steppt

Heute ist „Haben wir das nicht schon mal erlebt?“-Tag. Aber warum soll man funktionierende Systeme nicht wiederholen? Vor allem, wenn es Spaß macht? Erinnert Ihr Euch? Brasov stand auf dem Programm und wurde zu Gunsten der Transfagaras-Besichtigung um einen Tag nach hinten verschoben. Ob es heute klappt? Eher nicht, denn die Umstände sind inzwischen folgendermaßen: Gaby, die wir auf dem Campingplatz Ananas bei Sibiu kennenlernten und die immer noch mit Ehemann in Rumänien unterwegs ist hat abends Sensationelles in ihrem Status! Bären!!! Wo? frage ich sofort. Transfagaras, ist die Antwort. Allerdings von der Südseite angefahren. Denn wie wir ja gestern selbst erkunden konnten ist die Anfahrt und der Tunnel noch gesperrt. Aber noch weiter zurück nach Westen, um dann nach Süden abzubiegen und dann wieder nördlich ins Transfagaras-Gebiet einzufahren? Klingt wie eine Schneckennudel und ist eigentlich auch eine. Weiterkommen werden wir so nicht. Aber die Bären..? Unausgesprochen treffen wir anscheinend die Übereinkunft, das Thema nicht mehr anzusprechen. Um dann am nächsten Morgen, kurzer Blickwechsel reicht, unser schon vom Retezat-Nationalpark gut eingeübtes und bestens bewährtes System einfach nochmal durchzuspielen. Brasov muss warten, wir kehren ihm den Rücken, steuern Richtung Sibiu zurück und biegen dann nach Süden ab. Hier verlassen wir Transsilvanien, gondeln nach Oltenien hinein und durchqueren nun abermals die Karpaten. Allerdings präsentiert sich das Olt-Tal ganz anders als die beiden von uns bisher angesteuerten Pässe. Der mächtige Fluss Olt hat nämlich eine Schlucht beachtlichen Ausmaßes gegraben, so dass an dieser Stelle keine Zweitausender bezwungen werden müssen, sondern auf nur gut dreihundert Höhenmetern gemütlich von Nord nach Süd gefahren werden kann. Der Olt ist übrigens ein rein rumänischer Fluss, der nach 615 Kilometern bei Turnu Magurele in die Donau mündet. Doch so weit werden wir den Hochwasser führenden und dadurch noch beeindruckender wirkenden Olt nicht begleiten. Wir entscheiden uns zu einer Querspange, die den Weg abkürzen soll. Kilometertechnisch wenigstens. Zeittechnisch eher nicht. Denn ab hier wird es spannend. Und ziemlich rumpelig. Und ganz schnell sind wir auch nicht mehr in Oltenien sondern befinden uns in der Walachei. Und wer schon immer mal wissen wollte, wie es da aussieht: es wird ländlich und bäuerlich. Die Zahl der malerischen Heuhaufen nebst älteren Herrschaften, die sie mit Mistgabeln aufhäufen steigt stetig. Jedes Dorf hat seinen Storch, der in seinem gewaltigen Nest auf eigens aufgestellten Masten sitzt und seine Jungen füttert. Die Schlaglochfrequenz steigt ebenfalls, doch das eine oder andere Pferdefuhrwerk kann trotzdem überholt werden. So weit, so idyllisch. Was uns dann aber die nächsten paar Kilometer begleitet wirkt eher wie die Walachei, wie man sie sich landläufig vorstellt. Eine endlose Matschpiste. Und dann tauchen die LKW auf. Dutzende und hunderte. In Action und im Ruhezustand. Einer hinter dem anderen. Parkplätze voller Baumaschinen, alle paar Kilometer einer. Was wird hier gebaut? Anscheinend möchte auch die Walachei eine vernünftige Verkehrsanbindung und was hier passiert und was wir hier sehen sind einfach nur die Zufahrten und die Abstellplätze für jegliches Equipment, das benötigt wird, um hier eine Autobahn aus dem Boden zu stampfen. Wahnsinn! Um einiges dreckiger verlassen wir irgendwann diese gigantische Baustelle, durchqueren Corbeni (hier könnten wir später auf einen Campingplatz zurückkommen), passieren Hotel und Campingplatz Dracula (juhu, er hat uns wieder!) und erreichen endlich die Straße zum Transfagaras-Pass.

Wie weit man wohl auf dieser Seite hinauffahren kann? Hier windet sich die Straße von Anfang an recht spektakulär in die Höhe. Hoch über unseren Köpfen ist eine Galerie, die Einfahrt in einen Tunnel und ein Stück Straße zu sehen, wie an die Felswand geklebt! Da geht´s hoch. Und noch beindruckender: als wir aus eben genanntem Tunnel ausfahren steht er da! Unser erster Bär! Ein junges Exemplar! Und gleich darauf eine Bärenmutter mit zwei Jungen! Kaum zu glauben, diese tollen Tiere einfach so in der Natur zu entdecken! Der Grund natürlich, warum an dieser Straße nahezu Bärengarantie vorhanden ist, liegt ja eigentlich auf der Hand. Keine Pizza für die Bären? Wir halten uns dran, einige andere Autofahrer allerdings nicht und so gibt´s hier nicht nur Bärengarantie für die Menschen sondern auch Futtergarantie für die Bären. Nicht in Ordnung natürlich. Aber trotzdem handelt es sich hier tatsächlich um richtige, echte und wilde Bären. Nicht um Zootiere und auch nicht um ausgewilderte Exemplare. Und diese Bären dürfen darum auf keinen Fall unterschätzt werden. Wir bleiben also brav in unserem Camper und fotografieren zum Fenster hinaus. Wir passieren ein Auto, dessen Insassen weniger schlau agieren, die Autotür öffnen und vermutlich Essbares an Bord haben. Und was dann passiert ist wenig überraschend. Der Bär  steckt Schnauze und Vorderpfoten in den Wagen, woraufhin der Fahrer sein Fahrzeug erschrocken einen Satz nach vorne machen lässt. Glücklicherweise bleibt das der einzige seltsame Vorfall, ansonsten ist hier ohnehin nicht viel los und so begegnen uns noch ein paar weitere Bären, die teilweise gemütlich in der Wiese an ein paar Grashalmen kauen oder in einem Erdhügel nach Ameisen suchen. Und ja, so niedlich und knuffig sie auch wirken, es sind trotzdem gewaltige Tiere, mit denen man keinen Ärger haben möchte!

Wie erwartet stehen wir dann aber irgendwann an einem „Geschlossen“-Schild und haben auch die Bären hinter uns gelassen. Allerdings versperrt hier keine Schranke den Weg, sondern nur das eben erwähnte Schild. Durchfahrt wäre also möglich. Während wir noch überlegen kommen kurz hintereinander ein Camper, ein Kombi und ein Motorrad aus der verbotenen Straße herausgefahren. Und eine Schweizer Touristen hält hinter uns an. Zu dritt überlegen wir weiter und entscheiden schließlich: wir lassen es drauf ankommen, umdrehen kann man immer noch. Und wir sind nicht alleine: eine Gruppe Motorradfahrer kommt uns entgegen und als wir schon die Baumgrenze hinter uns gelassen und atemberaubende Blicke ins tief eingeschnittene Tal und die von Wasserfällen durchzogenen Bergflanken werfen können taucht am Wegesrand ein Büdchen auf. Schnaps, Käse und Salami kann hier eingekauft werden. Und sehr wahrscheinlich kaufen hier nicht nur Ranger und Straßenarbeiter ein! Schon einmal da befragen wir den Verkäufer, der ein Experte auf dem Gebiet sein muss: gibt´s Ärger, wenn man hier oben übernachtet? No politia, ist die überzeugte Antwort. Gleich schenkt er jedem von uns einen Schnaps aus (in Rumänien sind null Promille vorgegeben) und so fällt die Entscheidung: heute Nacht hat unser Schlafzimmer eine der schönsten Kulissen der Welt! Nur noch schnell herausfinden, ab wo die Straße denn nun endgültig gesperrt ist. Überraschung: wir landen auf der anderen Seite des Tunnels, den wir gestern schon von innen erkundet haben. Uns so – tadaa! – können wir mit Fug und Recht behaupten, den Transfagarasan-Pass in seiner kompletten Länge erlebt zu haben. Noch dazu mit kaum vorhandenem Verkehr und in einer Ruhe und Stille, die hier demnächst sicher nicht mehr vorhanden sein wird. Die Schweizerin namens Nicole ist übrigens gerade auf dem Rückweg vom Georgien und Armenien und so können wir uns gleich noch ein paar Reisetipps einsammeln. Auch sie bezieht für heute Nacht das grandiose Domizil zwischen den Berggipfeln und alle Protagonisten freuen sich darauf, bei der morgigen Talfahrt ein paar mehr Bären zu Gesicht zu bekommen!

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