DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2025  ·  17. Juni 2025

Magie in Moldova

Moldova begrüßt uns – damit wir nicht anfangen derlei Spektakel zu vermissen – mit Regen! Und was für einem! Aber immerhin durften wir noch mit Sonne, Wind und fantastischem Ausblick frühstücken. Und (ebenfalls immerhin) sitzen wir ja hier oben auf einem ausgesetzten Plateau, was bedeutet, wir konnten das Unwetter kommen sehen. Und die Show hat sich definitiv gelohnt: die dunkelschwarze Wolke breitete sich von Westen aus und schüttete Regen über das Land, während im Osten noch die Sonne schien. Und hinterher gab´s keinen Regenbogen, sondern eine Regensäule. Ist wohl so in Moldova! Überhaupt ist dieser sehr weitläufige Schlafplatz direkt über dem Raut-Tal ein absoluter Glückstreffer mit bester Unterhaltung zu Frühstück und Dinner! 

Über uns kreisen Fischadler, Schlangenadler, Schwarzstorch und Bienenfresser, in den umgebenden Wiesen rennen Fasane (und schreien natürlich auch: eine seit Ungarn vertraute Geräuschkulisse), wuseln Smaragdeidechsen und flattert der Wiedehopf. Wir befinden uns also mitten in Moldawiens großartiger Natur. 

Was gibt´s noch? Klöster! Und zwar jede Menge davon, denn der orthodoxe Glaube spielt eine große Rolle. Und das lässt man sich gerne etwas kosten! Die Dächer der Kirchen und der erwähnten Klöster funkeln uns schon von weitem entgegen: silbern, golden, metallisch blau! Gerne oben auf den Hügeln positioniert und jedes Dorf hat mindestens eins davon. Oder mehrere. Die Gebäude sind von innen ebenfalls top in Schuss und kunterbunt bemalt. Eins davon steht in Butuceni, direkt auf dem schmalen, langgezogenen Bergrücken, den wir von unserem Platz aus sehen können. Unten winden sich auf beiden Seiten die Schleifen des Raut. Natürlich haben wir den Überblick über die Wochentage teilweise verloren (geschuldet auch dem Umstand, dass die Läden hier wie auch in Rumänien an JEDEM Tag geöffnet haben) und treffen uns hier an einem sonnigen Sonntagmittag mit so manch ausflugswütigem Moldawier. Dafür präsentiert sich das Ganze allerdings sehr überschaubar. Trotzdem wird man am Parkplatz von einem motivierten Parkplatz-Einweiser eingewiesen und instruiert. „Monastry, Hiking-Trail, Cave, Museum?“ diese Worte sind ihm bekannt und als wir zu allem nicken, schüttelt er Jürgen begeistert die Hand und zeigt Richtung Ticket-Schalter. Für umgerechnet viereurofünfzig ist alles zu haben! Der Weg zum prächtigen Kloster ist gepflastert, an den Sitzbänkchen gibt´s Ladebuchsen für´s Handy und die Menschen sind sonntäglich schick. Auch hier spielen instagram-taugliche Bilder eine Rolle. Jürgen und ich biegen auf einen kleinen, steilen Wanderpfad ab und … sind plötzlich ganz allein! Hier geht´s mit Flip Flops nicht weiter! Unter uns ist alles grasgrün: der Raut, die saftige Landschaft, die Frösche. Und alles umgeben von den steilen Kalksteinabhängen, in denen bei näherem Hinsehen an etlichen Stellen Löcher in den Wänden zu entdecken sind. Die Höhlenklöster sind also keine einmalige Besonderheit, vielmehr handelt es sich um eine weit verstreute Höhlenklöster-Stadt. Im 17. Jahrhundert gegründet stellt Orheiul Vechi, ein historisches Siedlungsgebiet, eine sich über sechstausend Hektar ausbreitende Sehenswürdigkeit dar. DIE Sehenswürdigkeit in Moldova, wie wir erfahren. Und dafür ist tatsächlich nicht viel los. Vor allem hier unten: nämlich nix! Und so erkunden wir die oben in den Hang eingebauten Kammern und Räume ganz in Ruhe und entdecken Ritzen und Auskerbungen, in denen früher Altäre, Regale und Ähnliches befestigt waren. Auch in den Stein gemeißelte Inschriften sind zu sehen. Apropos Schrift: in Moldova wird rumänisch gesprochen, allerdings in einer speziellen Mundart, die in unseren Ohren leicht slawisch klingen kann. Und neben den lateinischen Buchstaben werden zusätzlich oft die kyrillischen verwendet: die Nähe zu Russland und zur Ukraine ist zu spüren.

Nach unserer Höhlenerkundung wandern wir an den Ufern des Raut bis zum Örtchen Trebujeni, bestaunen die winzigen Häuschen mit den blühenden Gärten, die allgegenwärtigen Ziehbrunnen und steigen dann in die Hügel hinauf, um den Rückweg auf den Bergrücken in Angriff zu nehmen. Die ganze Zeit – einen Bergrücken weiter – unseren Schlafplatz im Blick. Sehr überschaubar alles, trotzdem nicht schnell zu erreichen. Die Raut-Täler dazwischen halt!

Zurück am Platz wird in einer der schönsten Küchenkulissen der Welt gekocht. Oder besser: gegrillt, denn die Besitzer stellen uns gerne einen Grill zur Verfügung. Oder ebenfalls besser: der Besitzer und seine Frau. Denn obwohl hauptsächlich sie herumwuselt, präsent ist und die Geschäfte tätigt stellte sie sich folgendermaßen vor: „I am (Name vergessen, sorry) and this is Vasilio, the owner!“ Anscheinend sind die Rollen noch klar verteilt… Das stellen wir auch fest, als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum nächsten Ausflug machen. Flink hält sie uns an, berichtet, dass sie bis zum nächsten Nachmittag in die Hauptstadt Chisinau fahren müsste und falls wir zahlen wollen, dann entweder jetzt oder wenn sie wieder zurück wäre. „Vasilio dont´t know how to do the business…“, erklärt sie. Wir wollen ohnehin noch etwas bleiben. Moldova ist nicht besonders groß und Einiges kann von unserem neuen Lieblingsplatz aus angefahren werden. Noch kleiner wird Moldova übrigens durch die Tatsache, dass es sich gleich zwei abtrünnige Republiken leistet. Ganz im Süden ein kleines Gebiet namens Gagausien und im Osten, abgetrennt durch den Fluss Dnister (oder auch Nistru, Tyras, Danastris: mit Eigennamen ist man hier flexibel) die selbst ernannte Republik Transnistrien, die international nicht anerkannt wird. Eigens Russland schert hier mal wieder aus. Die „Republik“ entstand zwischen ´90 und ´92 mit dem Zerfall der Sowjetunion und verfügt unter anderem über eigene Regierung, Währung, Verwaltung und Militär. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass Transnistrien Gründungsmitglied der Gemeinschaft Nicht-Anerkannter-Staaten ist. Die beiden anderen Mitglieder sind die georgischen Separatisten-Regionen Abchasien und Süd-Ossetien an der russischen Grenze. Noch interessanter find ich, dass mein Moldova-Reiseführer (preist sich selbst als erster Reiseführer für dieses Land und ist von 2020) etliche Reisetipps- und -empfehlungen in ebendieses Gebiet auf Lager hat und Empfehlungen für den Grenzübertritt ausspricht. Das probieren wir nicht aus und werfen lieber von Moldova aus Blicke über den mächtigen Nistru hinüber zu den transnistrischen Ebenen und Schilfgürteln.

Ohnehin gibt es hier genug zu tun. Zum Beispiel, ein weiteres Höhlenkloster bei Tipola besichtigen, das in diesem Fall noch bewohnt und die zugehörige Kirche in Benutzung ist. Gleich werden wir vom hier lebenden (in diesem Fall armenischen) Geistlichen abgefangen. Ein kleines, freundliches Männlein mit schwarzer Robe und Kopfbedeckung, der uns alle orthodoxen Rituale nahebringen möchte und uns im kleinen, in den Stein gehauenen Kirchlein von Station zu Station führt, obwohl wir nicht orthodox und ehrlicherweise nicht einmal richtig evangelisch sind. Und viel zu sagen hat, wovon wir nur die Hälfte verstehen. Was nicht schlimm ist, denn er ist gerne bereit, es so oft zu wiederholen, bis er glaubt, dass wir ihn nun verstanden haben. Und zum Abschied gibt´s einen Segen, der, Glaube hin oder her, niemals Schaden kann! Und für noch mehr gute Wünsche gibt´s nicht weit entfernt einen Spalt in der Felswand. Hier wird ein Felsvorsprung als Altar benutzt, mehrere Ikonen stehen darauf und zahllose Besucher haben die Risse und Löcher in der Felswand dazu beutzt, kleine Zettelchen, mit Wünschen beschriftet hineinzustecken. Wir haben keinen Zettel, übernehmen aber gerne eine durchaus gängige Praxis: ein Zehn-Lei-Schein (umgerechnet fünfzig Cent) wird in der Mitte durchgerissen. So kann jeder seinen Wunsch aufschreiben und in in einem Spalt der Ewigkeit übergeben.

Am breiten Nistru geht´s nun hinauf durch allerlei Dickicht, am Wegesrand schlängeln Schlangen und Smaragdeidechsen und eine unfassbare Menge an Schmetterlingen, wie wir sie aus Deutschland längst nicht mehr kennen. Die Vielfalt und das Gleichgewicht sind deutlich sichtbar  noch erhalten. Weitere Höhlen und zwei wasserfälle entdecken wir im dschungelartigen Grün und – wie immer – war die Wanderung am Ende des Tages länger als geplant. 

Zurück am Schlafplatz die Überraschung: hier ist es plötzlich VOLL! Außer uns und einem weiteren Camper drei zusätzliche Zelte! Wir sind schockiert! Haha, das war natürlich Spaß! Der Platz ist so groß wie drei Fußballfelder und zwischen vielen Büschen und Bäumen sind die neuen Bewohner kaum zu entdecken. Einer ist übrigens mit Motorrad aus Greifswald gekommen und beschwert sich über die schlechten moldawischen Straßen. Während ich tatsächlich positiv überrascht bin, denn trotz der vorhandenen Abstriche sind sie überall breit genug für Alternativrouten und die Hauptstraßen führen nur etwas Wellengang. Das haben wir andernorts schon schlimmer erlebt! (Ach ja: das Wetter ist übrigens nach dem ersten Regenschauer kaputt gegangen. Hier scheint pausenlos die Sonne und wir beschweren uns schon über die Hitze!)

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Kommentare: 2
  • #1

    Yasin Tekin (Dienstag, 17 Juni 2025 17:55)

    Hallo ihr beiden,

    mega cool, was ihr da macht und erlebt. Sowas erlebt man nicht in einem kurzen Urlaub und wie es aussieht, nehmt ihr euch die Zeit für alles.

    Das ist sehr faszinierend und inspirierend. Weiter so, meine Frau und ich lesen fleißig mit. Wunderschöne Bilder und die verschiedene Vielfalt and Kulturen und Tieren ist sehr erstaunlich!

    Ihr könntet das glatt zum Print bringen und ein Reisebuch daraus machen. Wir sind schon gespannt, wie es weitergeht :)

    Weiterhin viel spaß euch!

    Grüße
    Yasin & Fabiana

  • #2

    Karin&Jörg (Dienstag, 24 Juni 2025 18:34)

    Wir bestätigen das gerne! Eure Berichte und Fotos sind wirklich wunderbar. Weiterhin gute Reise und noch viele tolle Erlebnisse. Liebe Grüße❤️
    PS: sind unterwegs nach Schottland � �

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