DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2025  ·  24. Juni 2025

Wie man sich durch die rumänische Schwarzmeerküste futtert

Punkt eins: einfach auf die Tipps der (unfassbar netten) Campingplatzbesitzerin Nina hören. Zehn Minuten die Straße hinunter gehen und schon sitzt man bei „Manu“ zwischen blau-weißen Häuschen (wirkt griechisch, ist aber an der Schwarzmeerküste ebenfalls Tradition) im Innenhof. Die Karte ist komplett rumänisch und natürlich können die digitalen Features problemlos beim Übersetzen helfen. Ist aber in der Regel nicht nötig. „What ist the best?“ reicht als Frage und man bekommt in Rumänien immer sofort eine Antwort. Also gibt´s heute Fisch, schließlich sind wir im Donaudelta und nur gut sechzig Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernt. Also Wels, Makrele, die allgegenwärtige Mamaliga und eine heiße Nachtischempfehlung neben den (ebenfalls allgegenwärtigen) Papanasi: Tort cu bezea, ein Eiweißkuchen mit Karamell. Alles richtig gemacht heute!

Natürlich gibt´s auch Begleitprogramm. Noch eine Empfehlung von Nina: im größtenteils flachen Landstrich ragen im nächsten Dörflein Mahmudia drei Hügel auf. „Nice view over Delta“, ist die Versprechung und so rumpeln wir mal wieder eine staubige Holperpiste hinauf. Drei eher unschöne Funkantennen ragen auf Hügel eins in den Himmel, der Blick über ein an dieser Stelle domestiziertes Donaudelta lohnt trotzdem. Hier wurden Dämme eingezogen, vermutlich um Fischfang zu betreiben. Dan, unser Barken-Kapitän und Campingplatz-Besitzer fischt übrigens auch. Meist aber in der Wintersaison, im Sommer kutschiert er ja die Touristen. Und ist der Meinung, all das zusammen wäre Unterhaltung genug. Was ihm wenig zustimmende Seitenblicke seiner Frau einbringt. Sie erkundigt sich sehr interessiert nach unseren weiteren Plänen, ist nicht davon abzubringen, uns zusammen mit Kehrwasserhuhn Eleonore abzulichten und möchte unbedingt die  Nummern tauschen, um per WA-Status unseren weiteren Weg zu verfolgen. Im Moment allerdings beschreiten wir noch bekannte Wege, nämlich die besagten drei Hügel. Die Antennen im Rücken besteigen wir auch den mittleren und befinden uns mitten auf einer Trockenwiese, die deutlich mehr Leben beherbergt als auf den ersten Blick erkennbar. Segel- und andere Falter, fette Heuschrecken, Blauracken, auf Trockenheit spezialisierte Vegetation und (das Highlight) eine winzige Schildkröte! 

Das Dinner ist somit verdient und wir gondeln zum Lacul Razim, einem großen See, der sich an seinem östlichen Ende mit dem Schwarzmeer verbindet. Bevor wir selbst essen, können wir noch eine größenwahnsinnige Würfelnatter beobachten, die sich mit ihrem überdimensionierten Fang, einer Groppe, Stück für Stück mühsam durchs Wasser schlängelt. Nach minutenlangem Kampf landet sie vor unseren Füßen am Ufer an, um dann (obwohl wir mäuschenstill stehen) die Beute vor lauter Schreck sofort wieder loszulassen und panisch abzutauchen. Die Groppe benötigt trotzdem geschlagene fünf Minuten, um zu realisieren, dass sie noch am Leben ist. Der See übrigens wirkt beinahe selbst wie ein Meer, sein Wasser erstreckt sich bis zum Horizont, sanfte Wellen plätschern und (juhuu!) auch hier dümpeln Pelikane in der Abendsonne! Am Ufer des Sees, noch nicht final in die Saison gestartet, warten Tretboote in Form von Porsche und VW-Beetle auf ihren Einsatz. Am Rande des Sees befindet sich außerdem ein kleines, offenes Restaurant, auf der Wiese verteilt Tische und Stühle und auch hier fahren wir mit unserem Konzept bestens:“What ist the best?“ Alex, der junge Kellner verschwindet in einem Schuppen und hält uns kurz darauf einen quadratmetergroßen Heilbutt unter die Nase. Ganz oder halb? Obwohl wir immer hungrig sind: in diesem Fall reicht die Hälfte! Bei der Zubereitung kann zugeschaut werden. Unter einem Strohdach steht ein Ofen, der seitlich mit Brennmaterial, befüllt werden kann. Oben drauf befindet sich eine Metallplatte, auf der ein Teil der Asche ausgebreitet wird. Schnell wird diese Asche auf eien Haufen gekehrt, rechts davon der Heilbutt, davor einige gekochte Kartoffeln, zack, zack mit dem Handballen zerquetscht, eine Tomate mitten rein, grobes Salz und Olivenöl mit Knoblauch drüber, fertig ist das Rezept. „We´ve got something new this year“, berichtet Alex und zeigt uns kleine Garnelen, die sich, wie auch immer, im See angesiedelt haben und darum nun auf seiner Karte stehen. Neozoen halt und wir helfen mit, sie zu beseitigen. So einfach das ganze ist, so lecker ist es! Und der halbe Heilbutt reichte völlig aus. Zum Nachtisch werden Kirschen aus dem Garten gebracht. Wieder alles richtig gemacht!

Wie verdienen wir uns die dritte Mahlzeit? Ein Motorradfahrer am Platz berichtet von seiner Bootstour nach Sfantu Gheorghe. Eigentlich hatten wir das Thema Bootstour ja abgehakt. Allerdings ist es nicht möglich, hier gewesen zu sein und nicht den übergang der Donau ins Schwarze Meer besichtigt zu haben! Ihr erinnert Euch? Irgendwo oberhalb von Tulcea teilt sich die Donau in drei Arme: den Chilia-Arm, der in der Ukraine ins Meer mündet und die beiden Arme Sulina und Saint George, die in Rumänien das Gleiche tun. Das Dörfchen Sfantu Gheorghe liegt genau am südlichsten Arm und ist, umgeben von Wasser und Schilf nur mit dem Boot erreichbar. Jürgen ist dann doch zu überzeugen und obwohl der Bootstransfer etwas chaotisch organisiert ist (volles Boot trotz Reservierung, dann verspätetes Boot, dann – auf der Rückfahrt-  trotz Anruf, versendetem Standort und Bild Boot, das uns nicht finden kann ?!?) erleben wir einen absolut lohnenswerten Ausflug! Da wir, angesichts der frühen Stunde, ohne Frühstück gestartet sind holen wir das gleich mal als erstes nach! Was gibt´s hier? Das klassische Frühstück lassen wir weg und futtern uns durch Fish Snack Platter und Fischsuppe. Die sich allerdings als Hauptmahlzeit herausstellt: Karpfen mit Mamaliga und Gemüse in (tatsächlich) Suppe! Und so rollen wir dann über sandige Wege drei Kilometer ans Schwarze Meer. Immerhin auf eigenen Beinen. Andere (es ist mal wieder Sonntag!) lassen sich auf dreirädrigen Elektrotransportern kutschieren. Und so knubbeln sich am endlosen Strand einige Badegäste gleich am Hauptweg, während links und recht einfach mal wieder NICHTS los ist. Gut so. Dass direkt an der Donaumündung ein Holzstuhl ohne Sitz steht, haben wir darum nicht erwartet. Breit und gemächlich ergießt sich die Donau hier also ins Meer und nachdem sie uns nun immer wieder begleitet hat, ist dies schon ein großartiger und magischer Ort! Natürlich muss darum auch gebadet werden. Warm und sehr flach, so das Fazit, die in den Fluss laufenden Wellen haben Sand angehäuft, wahrscheinlich könnte man noch kilometerweit ins Meer hineinlaufen. Überraschung: das Wasser schmeckt kein bisschen salzig! Das Süßwasser verteilt sich die gesamte Küste entlang, was auch einige Kühe und Stiere zu schätzen wissen. Am Nachmittag entern nämlich etliche alte und junge Rindviehcher den Strand, um zu trinken, die Füße zu kühlen und (im Falle eines imposanten Stiers) ein ausgiebiges Sandbad zu nehmen! Echte See-Kühe halt!

Nach diesem Erlebnis heißt es erneut, diesmal endgültig für diese Reise, „drum bun“. Denn am nächsten Tag steht der Grenzübertritt nach Bulgarien mit anderen kulinarischen Erfahrungen auf dem Plan.

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