DREIZEHN UNTERWEGS
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Auszeit 2025  ·  02. Juli 2025

Türkei völlig entspannt!

Das nächste Kaufland ist unser! Und wir kaufen grundsätzlich ALLES, denn in den Hügeln bei Sliven wurden die Kisten ratzeputz leer gefuttert. Auch Quellen am Wegesrand sind uns hold, die Wassertanks werden frisch befüllt und so fühlen wir uns bestens vorbereitet für weitere Abenteuer. Die Küstenstraße soll es sein, wird entschieden, doch vom Schwarzen Meer unterhalb von Burgas gibt´s nur kurz ein blaues Aufblitzen zu sehen, danach bietet die Straße zwar Serpentinen und Serpentinen, außerdem ziemlich viel Verkehr, einige chaotische Städte und zwei bis drei Baustellen. Positiv zu vermerken: die Reisewaschmaschine im Wagenfond kann so ordentlich hin und her schwappen und wäscht völlig emissionsfrei die von uns eingelegte Wäsche. Wir folgen einem Wildcamping-Tipp von Schweizerin Nicole (die vom Transfagarasan-Pass) und werden nicht enttäuscht! Auch hier finden sich, abseits von den überlaufenen Sandstränden wieder Felsen und Einsamkeit. Auf einer ins Meer ragenden Klippe wird die treue „13“ abgestellt, rings um uns rauscht die Brandung gegen die Steilwände. Das Camp wird routiniert aufgeschlagen, inklusive Wäscheleine und Feldküche. Die große Badewanne in Form des Schwarzmeers wird noch schnell geentert und kurz darauf verwandelt sich unser einsames Camp in eine traute Dreisamkeit.

Ein Camper mit angehängtem Wohnwagen und kurz darauf ein weiterer Camper mit einem schweigsamen Tschechen darin fragen bei uns an, ob sie für diese Nacht unsere Nachbarn sein dürfen. Auch  links unter uns am Sandstrand zelten ein paar Jugendliche. Und da fällt uns ein (denn den Überblick über Datum und Wochentage zu behalten ist inzwischen nicht immer einfach): morgen ist ja der 1. Juli und somit „July Morning“ in Bulgarien! Wer erinnert sich noch an Mit-Urheber Juri und seine Erzählung, dass sich diese  Tradition von Kamen Bryag aus über die ganze bulgarische Schwarzmeerküste ausgebreitet hat? Kein Problem, unsere neuen Nachbarn träumen leise in den Julimorgen hinein. Und auch wir beschließen, das Ereignis miterleben zu wollen! Auf Punkt fünf Uhr morgens wird also der Wecker gestellt, damit auf keinen Fall der erste Sonnenstrahl des heranziehenden neuen Monats verpasst wird. Allerdings: Sonnenstrahl ist nicht, denn der Juli begrüßt uns mit einer Wolkendecke. Trotzdem genießen wir mit Uriah Heeps „July Morning“ auf den Ohren feierlich den Augenblick. Und nicht nur wir! Einige Fahrzeuge werden auf den Klippen abgestellt und sowohl deren Insassen als auch unsere Nachbarn an Strand und Steilküste beobachten den neuen, wenn auch bewölkten Morgen! Grüße gehen hiermit raus an Juri: July Morning feiern können die Deutschen auch! Und vielleicht tragen wir diese Tradition in die Welt hinaus!

Ein weiterer Tipp von Juri soll heute noch abgearbeitet werden. „Schaut Euch die türkische Flagge in Rezovo an“, hatte er uns aufgetragen. So richtig können wir uns noch nichts unter diesem Ort vorstellen, einzig, dass es das letzte bulgarische Dorf an der Schwarzmeerküste und der südöstlichste Punkt der EU ist. Kurz stoppen wir für einen Besuch an Silistar-Bay, stecken die Füße in Sandstrand und Meer, klettern ein bisschen auf den Felsen herum und ziehen dann weiter noch Resovo. 

Und sind ziemlich erstaunt, denn der gleichnamige Fluss ist mickrige fünf Meter breit und nichts weist darauf hin, dass der Übergang zwischen Bulgarien und der Türkei auf irgendeine Art und Weise gesichert ist. Riesig weht die bulgarische Flagge auf der einen, ebenso groß die türkische Flagge auf der anderen Seite. Und schon schallt der Gesang des Muezzins über die blaue See zu uns herüber! Offiziell ist hier übrigens kein Grenzübergang: wer in die Türkei einreisen möchte, muss sich für etwa zwei Stunden ins Auto setzen. Zum Abschluss unseres Bulgarien-Abenteuer (und auch hier fällt der Abschied schwer!) gönnen wir uns einen Besuch im „Muschelturm“ mit Blick von einem seiner Balkone Richtung Türkei, neuen Abenteuern entgegen. Die herrliche Fisch- und Meeresfrüchteplatte bildet einen krönenden Abschluss.

Wer erinnert sich noch an unseren Grenzübergang Bulgarien-Türkei von 2019? Wir zumindest haben ihn als ziemlich stressig abgespeichert. Riesiges Grenzareal, etliche Übergänge, ein Zöllner, der kein Englisch verstand (oder verstehen wollte), ein Mietauto, von dem er ebenfalls nichts verstehen wollte, strömender Regen, eine Odyssee übers unübersichtliche Gelände, das Internet down, weswegen wir keine HGS-Vignette kaufen konnten. Einziger Pluspunkt: im Oktober war immerhin nichts los. Dieses Mal sind wir vorbereitet: wir peilen die „kleine, seltsame“ Grenzstation (O-Ton Nicole) bei Malko Tarnowo an, machen uns früh (ohne Frühstück!) auf die Socken und sind auf alles gefasst! Die letzten Kilometer auf bulgarischen Boden verlaufen SEHR holprig! Wir sind umgeben von undurchdringlichem Wald, Schlagloch reiht sich an Schlagloch und schon nach wenigen Kilometern ahnen wir: hier werden wir keine Tankstelle finden, um die letzten bulgarischen Lew unter die Leute zu bekommen. Oder überhaupt an der Grenze anzukommen! Also wird nochmal gewendet. Die Lew werden wir trotzdem nicht komplett los, denn Läden tauchen nicht auf und an der letzten Tankstelle vor der Grenze gibt´s eigentlich nichts zu kaufen. Wir werden wohl wiederkommen müssen! Und dann die Überraschung: ja, die Grenze ist klein und „seltsam“, nicht alle Grenzbeamten sprechen Englisch, vier bis fünf Reisebusse aus der Ukraine (?!) reihen sich mit ein („Kiev-Odesa-Varna-Istanbul-Batumi-Tbilisi“) und erst nachdem klar ist, dass die Boote (oder Surfbretter?) auf unserem Dach nicht motorbetrieben sind  bekommen wir den Einlasszettel .Aaaber: es geht zwar langsam, aber stetig voran, es gibt einen PTT-Stand, wo die Plakette problemlos gekauft werden kann und anscheinend funktioniert auch das Internet. Wir sind so geschockt, dass wir sofort nach der Einreise („Wir sind schon drin!!!“) in ein Restaurant am Wegesrand stolpern und auf den Schreck erst einmal die Karte hoch und runter futtern müssen! Gab ja auch noch kein Frühstück! 

Und plötzlich hat sich auch die Landschaft verändert. Links und rechts von uns ist Wildwest! Hügelige Steppenlandschaften mit grünem Buschwerk, zerklüftete Felsen dazwischen .Schön! Die Straßen sind deutlich weniger löchrig, folgen aber konsequent und schnurgerade dem Auf und Ab der hügeligen Landschaft, was ihnen streckenweise den Charakter einer Achterbahnrampe verleiht. Immer wieder wird via Schild am Straßenrand auf Schneekettenpflicht aufmerksam gemacht. Wie hoch sind wir denn hier? 168 Meter meldet das Navi. Ob vor acht Jahren wohl mal fünf Schneeflocken vom Himmel fielen und für Verkehrschaos sorgten? Die Dorfsträßchen sind allesamt liebevoll und akribisch gepflastert.  Und während Deutschland unter einer Hitzewelle ächzt herrschen hier achtundzwanzig luftige Grad. Dabei hatte ich mir ob der türkischen Sommertemperaturen ein wenig Sorgen gemacht. Denn der ursprüngliche Plan sah ja eine Türkeidurchquerung im Mai vor, was bekanntermaßen ja von technischen Marotten zunichte gemacht wurde. Aber kein Grund zur Beschwerde: wir fahren seither in jeder Hinsicht gut…

So richtig geplant sind wir  nicht, haben aber einige Tipps und Ziele im Auge. Ob diese jetzt oder auf der Rückfahrt (oder teils/teils) angefahren werden, wollen wir von „Temperaturen- Touristen-Tatsachen“ (wieder TTT) abhängig machen.  Und so fahren wir erst einmal das Städtchen Kiyiköy an. Am Flüsschen Papuc und am Schwarzmeer gelegen bietet es einige Campingplätze an. Lavender-Camping ist am Straßenrand zu lesen. Schauen wir uns an. Und wieder eine Überraschung: der Platz besteht hauptsächlich aus einem großen, lila leuchtenden Lavendelfeld, das mit touristisch wirksam in Szene gesetzten Accessoires wie einer Schaukel, einem Sofa oder einer Herz-Skulptur bestens in Szene gesetzt ist. Und die Idee funktioniert! Auf dem grasgrünen Papuc strampeln Ausflügler in schwanenförmigen Tretbooten oder werden in kleinen Motorbooten kutschiert, vorzugsweise mit lauter, türkischer Musik. Und gerne wird hier angehalten, fotografiert (wahrscheinlich DER Instagram-Hotspot der Region) und Tee und türkischer Kaffee getrunken. Das Ganze hat derweil überraschend viel Charme! Auch wir werden herzlich in Empfang genommen und es wird auf keinen Fall erlaubt, dass wir uns abgelegen auf der Wiese aufstellen. Gleich neben dem Rezeptionshäuschen am Fluss muss es sein! Und wir müssen sofort auf die romantische Holzterrasse direkt am Flussufer sitzen und türkischen Kaffee und Schwarztee trinken. Und der jüngere der beiden will abends Dorade für und  grillen. Wir sagen zu allem ja und holen die Kajaks vom Dach. Er könne auch mit einem solchen Boot fahren, meint der Ältere (im Seniorenalter). Schließlich wäre er Fischer gewesen. Er würde es gleich ausprobieren. Jürgen zieht vorsichtshalber die Badehose an, um rettungsbereit zu sein. Doch nach dem Probesitzen an Land ist die Motivation dann doch verflogen und wir dürfen uns unter freundlichem Winken auf den Weg machen. Wir befinden uns im Dschungel! Rings um uns grünes Wasser, tief hängende Weiden, blanke Äste ragen aus dem Wasser und (wenn gerade keine Tret- und Motorboote mit begeistert winkenden Insassen in Sicht sind) wird die Geräuschkulisse vom frenetischen Quaken der lindgrünen, auf Seerosenblättern kauernden Frösche gebildet. Sumpfschildkröten tauchen ab und wieder auf und ein oder zwei Würfelnattern kreuzen unseren Weg. Wer hätte heute Morgen gedacht, dass dieser Tag so entspannt enden würde? Und später? Die eigens für uns am Schwarzmeer besorgten Doraden sind köstlich, der Muezzin singt mit den Fröschen um die Wette, um spätestens 21.00 Uhr muss eine Jacke angezogen werden und der jüngere Campingwart („Chef!“) entfacht ein Lagerfeuer für uns. Damit wir nicht frieren. Um 23.00 Uhr meint Jürgen, seinen Atem dampfen zu sehen. Und spätestens hier haben alle deutschen Familienangehörige und Freunde vor Neid wahrscheinlich Tränen in den Augen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    � Rose (Donnerstag, 03 Juli 2025 07:56)

    Einmalig was ihr erleben dürft. Und die Farben der Fotos!
    Grüssle ma und pa

Digital findet ihr uns vielleicht bei Facebook?!

 Wo wir wohnen ist nicht wichtig! Haltet unterwegs die Augen nach der 13 auf!!

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